Genesis Frankreich, Italien 2004 – 81min.

Filmkritik

Zeitreise zum Ursprung des Lebens

Filmkritik: Eduard Ulrich

Nach seinem weltweiten Erfolg mit "Mikrokosmos" machte sich das französische Wissenschaftler- und Autorenfilmerpaar Claude Nurdisany und Marie Pérennou an ein noch ambitionierteres Projekt: Ein Film über die naturwissenschaftliche Entstehungsgeschichte der Welt und des Lebens in 81 Minuten. 6 Jahre benötigten sie für diese Arbeit, das Resultat kann sich sehen lassen, auch wenn es etwas zu bemängeln gibt.

Bei Jules Verne reiste ein Gentleman in 81 Tagen um die Welt, wir reisen in 81 Minuten durch die Entstehungsgeschichte der Materie, der Erde und des Lebens. Und genauso wie sich der Weltreisende für eine Route entscheiden und auf viele Länder verzichten musste, musste sich der Film auf einige wenige Sujets beschränken, was manchmal etwas willkürlich wirkt.

Das gilt schon für den Anfang mit dem Urknall, denn davon liegt naturgemäss kein Anschauungsmaterial mehr vor, und eine populärwissenschaftliche Erklärung dieses Vorgangs grenzt gefährlich nah an Spekulation. Auch wird dieser Einstieg vom afrikanischen Filmschauspieler Sotigui Kouyaté erzählt, anstatt von der Kamera bildgewaltig vorgeführt, was nicht ganz überzeugt, da sonst erwartungsgemäss die Bilder das Sagen haben.

Dieser Erzähler in der Rolle des allwissenden Schamanen spinnt den roten Faden zwischen den thematischen Episoden und kommentiert manche, wobei sich der Inhalt trotz der bildhaften Sprache an den aktuellen Stand des Irrtums hält.

Visuell ergiebig wird die Geschichte, sobald die Erde existiert und Relikte aus ihrer Entstehungszeit zu sehen sind: Flüssiges Gestein und die Salzwasserwiege des Lebens. Über das Kristallwachstum gelangt man zu den elementaren Lebensformen. Das reiche Bildmaterial zum Leben der Amphibien und urzeitlicher Tiere bildet den Höhepunkt. So kann man unter anderem einen Blick auf eine der letzten Riesenschildkröten erhaschen und einen echten Fisch beobachten, der es sich zu Lande bequem macht.

Die Auswahl scheint auch unter dem Gesichtspunkt der Seltenheit erfolgt zu sein, höher entwickelte Tiere fehlen weitgehend, dafür werden ausgesprochen bizarre Formen und Verhaltensweisen präsentiert. Immer wieder verblüffend sind die scheinbaren Metamorphosen von Tieren und Pflanzen in Felsen und Schlamm.

Filmtechnische Mittel wie Zeitraffer und -lupe sowie Überblendungen und trickreiche Schnitte werden dezent eingesetzt. Originelle Kombinationen von Bild und Ton werden aber nicht so oft genutzt wie in "Mikrokosmos".

25.05.2021

4.5

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 20 Jahren

Genesis ist einfach ein schöner Film, der zum Philosophieren einlädt. Ein Film der gut tut... Wer sich die Zeit nimmt, diesen Film zu schauen, wird Zeit haben; -)


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