Der letzte Trapper Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Schweiz 2004 – 90min.
Filmkritik
Alles halb so wild
Nicolas Vaniers Dokumentarfilm über einen der letzten Trapper der Rocky Mountains wirft vor allem Fragen auf. Zum Beispiel diese: Warum so dick auftragen?
Aller Anfang ist Staunen. Einem Raubvogel gleich segelt die Kamera über die struppige Bergkuppe, um sich zielsicher auf jenes Etwas zu stürzen, das sich tief unten im Tal bewegt. Hunde sind es, so zeigt sich im Sinkflug, Huskies vor einen Schlitten gespannt, die einen Mann ziehen, der aussieht wie der heilige Franz von Assisi. Nicolas Vanier, Dokumentarfilmer und Buchautor, soll ihm auf seiner "Odyssée blanche" begegnet sein, die ihn von Alaska nach Quebec führte. Irgendwo im Nirgendwo der Rocky Mountains.
Nicolas Vanier dokumentiert in "Le dernier trappeur" ein Jahr im Leben des Norman Winther, das dieser in einer Welt von vorgestern fristet. Seine Frau, die original Nahanni-Indianerin Nebaska, gibt das Heimchen am Herd, Winther selbst den Jäger und Sammler, der im Sommer neue Jagdgründe erschliesst oder ein Haus errichtet, im Winter bei über fünfzig Minusgraden Fallen stellt und, wenn nötig, beim alten Nachbarn vorbeischaut, der gute zwei Tagesreisen entfernt lebt und sich gerade ein bisschen einsam fühlt.
So sehr man dem Unternehmen "Le dernier trappeur" Bewunderung zollen muss - allein die Dreharbeiten, die zwei Winter in Anspruch nahmen, müssen für Mensch wie Material die Hölle gewesen sein - so sehr wirft das Resultat Fragen auf. Sie betreffen weniger die nachgerade naive Stilisierung des Trappers zu einem Biosophen, dessen Eins-Sein mit der Natur dem ihr entfemdeten modernen Menschen den Weg weisen soll, als vielmehr die Art, wie Winthers "Geschichte" erzählt wird, um nicht zu sagen nachgeschärft, um nicht zu sagen manipuliert.
Als ob Vanier seinem Material - fast ausnahmslos grandiosen Aufnahmen (Kamera: Thierry Machado) eines unvorstellbaren Über-Lebens in einer atemberaubenden Natur - nicht traute, arrangiert er es zu einer Reihe von Binnen-Geschichten - und bezahlt dafür mit der Glaubwürdigkeit. "Alles nur inszeniert?" wird zur brennenden Frage, angesichts der forcierten Bemühung um Spannung, der vielen Mini-Geschichten, die den Gesetzen des billigen Spielfilms geschuldet scheinen, derart restlos gehen sie immer auf.
Dass die Kamera genau in dem Wagen mitfährt, der den besten Schlittenhund überfährt oder unter Wasser das Einbrechen des Hundeschlittens im Eis erwartet, scheint nicht nur das Glück des Chronisten, dem eine Zeit abzubilden vergönnt ist, in der sich etwas tut. Und zu dem Erstaunen, dass im Abspann sogar der ach so wilde Grizzly einen Namen trägt, gesellt sich die Überraschung, dass zu dem zweifelhaften Gelingen des Films eine Handvoll Tier-Dresseure beitrugen, darunter einer, der Bären bändigt.
Gewiss muss der Dokumentarist erst gefunden werden, der mit seinem Material nicht manipuliert, und der Sophist mag darauf hinweisen, dass Winther die Stimme aus dem Off ist, der Trapper selbst also sein Seemannsgarn spinnt. Weniger wäre trotzdem mehr gewesen.
Dein Film-Rating
Kommentare
ausschnitte aus dem leben des letzten trappeur mit wunderschönen landschaftsbildern. entspannend sowie melancholisch; sehenswert, wenn auch kein meisterwerk... bester darsteller: whopper, the bear
Der Film war sehenswert, leider hatte es zum teil zu wenige zusammenhänge. Ich finde man hat zu viele intressante Dinge einfach aussgelassen. Ein wirklich Eindrüklicher Film, leider hatte es eine Aussage der ich rein gar nicht zu stimmen kann.......
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