Mann unter Feuer Mexiko, Grossbritannien, USA 2004 – 146min.
Filmkritik
Müde vom Leben und Töten
Die Filme von Tony Scott - "Top Gun", "Crimson Tide", "Days of Thunder" - vermögen zu polarisieren: Inhaltlicher Machismo und perfektes Handwerk werden zu einer Einheit geformt, und zuweilen wie bei "True Romance" zur Kunst erhoben. Scotts neuster Streich "Man on Fire" gehört zu seinen besten Werken, wo die verdreckte Werbeästhetik beinah dem Material gerecht wird.
Verrauchte Räume, wehende Vorhänge, satte Farben, frenetische Schnitte, hämmernde Musik - auf ein bestimmtes Repertoire kann man sich bei Tony Scotts Filmen immer verlassen. Wird diesen Grundlagen ein gutes Drehbuch beigefügt, entstehen Genrefilme, die über sich selbst hinauswachsen. Bei "True Romance" halfen diesbezüglich Quentin Tarantinos Fantastereien. Bei "Man on Fire" ist es Brian Helgelands sorgfältig strukturierte Drehbuchadaption des gleichnamigen Romans von A.J. Quinell.
Der zum Säufer verkommene Anti-Terror-Spezialist Creasy (Denzel Washington) übernimmt bei einer wohlhabenden Familie in Mexico City die Bodyguard-Pflichten für die 7-jährige Pita (Dakota Fanning). Das Mädchen erweckt im desillusionierten und suizidalen Creasy einen neuen Funken Leben, der in einen gnadenlosen Rachefeldzug entflammt, als das Mädchen entführt wird.
Diesem bekannten Muster verleiht Scott eine sehr nervöse, impressionistische Note. Das harmonische Zusammenspiel zwischen Washington und der erschreckend talentierten 10-jährigen Fanning wird in den gewohnt üppigen Bildern eingefangen, die den Zugang manchmal etwas erschweren. In anderen Szenen gelingt es ihm hingegen, aller oberflächlichen Techniken zum Trotz, in das Gehirn seines mordenden Protagonisten zu dringen. Gegen die Bildgewalt kann sich die Subtilität aber meist nur schwer durchsetzen, was dem Werk Tony Scotts jenen polarisierenden Charakter gibt.
Das volle Potential der Geschichte wird in den Filmen des Briten, abgesehen von "True Romance", selten ausgenutzt, und dass Scotts allzu hektische Montage der sehr guten Besetzung von "Man on Fire" im Weg steht, ist offensichtlich. Die Charakter-Studie tritt der Inszenierung wegen in den Hintergrund. Wenn der Regisseur der ruhenden Kamera aber eine Chance gibt, trifft er ungeahnte Nerven.
Sei es die Bewahrung der Unschuld, die Rettung der Zukunft oder das Abschiednehmen des müden Kriegers, "Man on Fire" ist reich an unterschwelligen Themen, die Scott inmitten des Tumults der handlungstreibenden Rachegeschichte platziert, und die aufblühen, sobald sich der Rauch einmal gelichtet hat. Tony Scott bietet viel fürs Auge. Und zuweilen mehr fürs Herz, als man im ersten Augenblick erkennt.
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Kommentare
tony scott ist ein regisseur der spezielleren art. er bietet gute actionfilme mit viel ästhetik. daher sind seine filme eine richtige augenweide. trotzdem kann er inhaltich auch richtig gute filme machen.
die handlung ist schnell erklärt. ein verkommener ex-soldat soll ein ein kleiner mädchen beschützen, dass aber entführt wird und stirbt. bodyguard wird böse und macht krieg gegen die beteiligten der entführung.
denzel washington, der wohl beste schwarze schauspieler auf diesem planeten, zeigt einmal mehr, eine seiner glanzleistungen als antiheld. er spielt wirklich gut, natürlich und versteht es sich ganz in seine rolle zu geben.
ihm zur seite steht die unglaublich talentierte dakota fanning (zum zeitpunkt des filmes 10 jahre alt). sie wird sicher einmal eine der ganz grossen, wenn sie das nicht jetzt schon ist.
washington und fanning meistern auch den film durch glänzendes zusammenspiel. die erste hälfte, welche sich um die charaktere kümmert, zeigt die beiden perfekt harmonieren. die spannung wird subtil aufgebaut.
dann wäre auch noch christopher walken, für einmal nicht der bösewicht, sondern der gute kumpel von washington. auch hier versteht sich von selbst, dass er seine rolle famos meistert, obwohl ich glaube, dass er nicht so sehr gefordert wurde.
die rasanten schnitte, der satte aber dreckige farbton, zeitlupen und untertitel machen "man on fire" einzigartig, wie auch brutal. aber was erwartet man sonst von einem selbstjustiz-film?
wie dem auch sei, tony scott ist ein weiteres meisterwerk gelungen. auch wenn es eine vorhersehbare handlung ist, das ende überrascht.… Mehr anzeigen
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