Filmkritik
Familienplanung auf Finnisch
Mann, Frau, Kinder, hetero, homo - die bürgerliche Familienkonstellation oder was es nach dem finnischen Regisseur Alksi Salmenperä bedeutet, erwachsen zu werden.
Venla (Minna Haapkylä) ist Psychologin an einer Spezialklinik für künstliche Befruchtung und hilft betroffenen Paaren beim Klarkommen mit dem nicht erfüllten Kinderwunsch. Ihr eigener sehnlicher Wunsch ein Kind zu bekommen, bleibt jedoch aus anderen Gründen unerfüllt. Ihr Freund und Ehemann in spe, Antero (Kari-Pekka Toivonen), tut sich nämlich schwer mit dem bürgerlichen Familienbild. In seinem Lebensplan sind Kinder nicht vorgesehen, weil diese angeblich jegliches partnerschaftliches Zusammenleben verunmöglichen und die einstige Einheit in einen chaotischen Haufen mit schreienden Bälgern und Eltern verwandeln.
Aus Angst, seine Venla zu verlieren, wendet er allerlei Tricks an, um eine Empfängnis zu verhüten. Als Venla eines Tages die "Pille danach" in seiner Manteltasche findet, fliegt sein Versteckspiel auf. Desillusioniert und enttäuscht stellt sie Antero vor die Wahl: Heirat mit Kind oder eben gar nicht. In ihrer Krise wendet sich Venla ihrer Arbeitskollegin und Freundin Satu (Minttu Mustakallio) zu. Satu ist nur zu gern bereit, Venla beizustehen. Auch dann als diese beschliesst, die Dinge selber in die Hand zu nehmen und sich künstlich befruchten zu lassen. Aus der Freundschaft der beiden Frauen entwickelt sich langsam eine Liebesbeziehung, die für alle Beteiligten die Frage nach dem Wesen Liebe aufwirft.
"Producing Adults", so Regisseur Alksi Salmenperä, dreht sich um die Frage, was es heisst, erwachsen zu werden. Dass dieses Thema nicht nur durch Teenagerfilme abgedeckt werden kann, wird hier vielschichtig und differenziert gezeigt. Erwachsen werden bedeutet für Salmenperä offenbar auch die Konfrontation mit dem Frausein bzw. Mannsein. Wobei vor allem die Männer im Film einige Schwierigkeiten damit haben. Denn mit Antero treffen wir auf einen Charakter, der in seiner Rolle als Mann verloren wirkt, einschliesslich seine Bemühungen, Venla zu gefallen. Die Frauen in "Producing Adults" hingegen bekunden nicht annähernd soviel Mühe mit ihrer Geschlechterrolle umzugehen. Selbst Venla nicht, die quasi über Nacht eine Frau liebt und offensichtlich recht gut damit klar kommt.
Unter diesem Gesichtspunkt ist Producing Adults eher Gender-Film als Gay-Film - wie er in der Schweiz angekündigt wird. Als Gay-Film ist jedoch dem Drehbuch anzurechnen, dass es heterosexuelle und homosexuelle Beziehungen völlig gleich behandelt. Die lesbische Beziehung zwischen Venla und Satu wird nicht als Krisenmoment dargestellt, sondern - begleitet von viel Witz und Charme - als gleichwertige und mögliche Alternative, wahre Liebe zu erfahren. So gesehen, kann der Film effektiv einen sanften Beitrag zur Aufklärungsarbeit leisten, die zurzeit hinsichtlich der Abstimmung zum Partnerschaftsgesetz am 5. Juni 2005 stattfindet.
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