Starsky & Hutch USA 2004 – 101min.

Filmkritik

Die wilden Siebziger

Filmkritik: Jürg Tschirren

Irgendwann in den Siebzigerjahren: Die beiden Buddy-Cops David Starsky und Ken "Hutch" Hutchinson jagen in Bay City einen Drogenboss. 2004: Ben Stiller und Owen Wilson empfehlen sich komischstes Leinwandpaar seit langem.

Über die Siebzigerjahre schreibt Pagan Kennedy in ihrem "Microwaved Cultural Chronicle" dieser Dekade, damals habe das Fernsehen zu sich selber gefunden und dabei alle anderen Formen der amerikanischen Kultur in den Hintergrund gedrängt. Dementsprechend musste Seventies-TV denn auch diversen jüngeren Kinofilmen als Vorlage dienen - mit Resultaten, die von recht amüsant ("Charlie's Angels") über belanglos ("S.W.A.T.") bis ärgerlich (unter vielen: "The Mod Squad") reichten. Es gab also wenig Grund, von der anstehenden "Starsky & Hutch"-Verfilmung Gutes zu erwarten, zumal Spike Jonze mit dem "Sabotage"-Video für die Beastie Boys in Sachen Cop-Nostalgia schon alles gesagt zu haben schien.

Dessen ungeachtet ist Regisseur Todd Phillips mit "Starsky & Hutch" ein überaus unterhaltsamer Film gelungen. Nicht zuletzt, weil er sich gar nicht erst um eine einigermassen kohärente Handlung bemüht. Die Story um "New Coke" genanntes geruchloses Kokain legt kaum mehr als die Brotkrumen aus, denen die titelgebenden Buddy-Cops von einer grotesken Situation zur nächsten folgen. Und davon gibts nicht wenige, wobei ein Auftritt als Pantomimen an einer Bar Mitzvah wohl zu den Höhepunkten zählt. Daneben widmet sich Phillips ausgiebig einer Fetischisierung von Signifikanten der Siebziger. Will heissen: An Dauerwellen, Schnauzbärten, Stirnbändern, Bonanza-Rädern, Fondue-Parties, Isaac Hayes-Gemälden und Disco Dancing herrscht kein Mangel.

Dass der Regisseur nicht in der selbsterrichteten Referenzhölle stecken bleibt verdankt er seinen beiden Hauptdarstellern: Ben Stiller und Owen Wilson empfehlen sich als das wohl am besten aufeinander abgestimmte Comedy-Duo unserer Zeit. Stiller gibt den gebrochenen Choleriker, angelegt als Melange aus seinen Figuren in "Mystery Men", "Meet the Parents" und diversen Standup-Charakteren. Wilson konterkariert den leicht Aufbrausenden mit sanfter Stimme und unendlicher Gelassenheit. Als cooler Stoner scheint er stets meilenweit über dem Geschehen zu stehen, oder besser: zu schweben. Das latent Homoerotische in der Beziehung von Starsky und Hutch dient hier übrigens als Running Gag. Wer darüber nicht lachen mag wird wohl auch am erschossenen Pony keine Freude haben, das später als Witzmaterial herhalten muss.

Das TV-Original, von dem der hier Schreibende kaum mehr als Starsky's schnittigen Ford Gran Torino in Erinnerung hat, dient dem Film, der ebenso gut "Stiller & Owen" heissen könnte, höchstens als Vorwand. Paul Michael Glaser und David Soul, die Starsky respektive Hutch in ihrer ersten Inkarnation verkörperten, scheint das nicht gestört zu haben. Gegen Ende haben sie einen kurzen Cameo-Auftritt und strahlen übers ganze Gesicht. Weitere Cameos und Nebenrollen sind kaum weniger stimmig besetzt. Vince Vaughn zeigt sich als Gangsterboss Reese Feldman gut gelaunt wie seit "Old School" (Regie: Todd Phillips) oder "Zoolander" (Regie und Hauptrolle: Ben Stiller) nicht mehr. Als sein dümmliches Liebchen sehen wir Juliette Lewis, als fiesen Bullen Chris Penn und als Polizeichef die Blaxploitation-Grösse Fred "Boss Nigger" Williamson. Wo eine andere Blaxploitation Legende - Antonio Fargas nämlich - aus der Original-Serie fehlt, wird sie durch einen mehr als ebenbürtigen Nachfolger ersetzt: Snoop Dogg brilliert als exaltierter Polizei-Informant Huggy Bear, eine Rolle, die ihm auf den spindeldürren Leib geschneidert ist. Das alles macht aus "Starsky & Hutch" noch kein Meisterwerk, aber - sofern man sich darauf einlassen will - einen der unterhaltsamsten Filme des Kinojahres.

05.06.2024

3

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Kommentare

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vor 18 Jahren


tuvock

vor 20 Jahren

Der Original Glaser tritt genauso auf wie der Porno Produzent, Rapp Musiker Snoop Dogg. Der ist so ne Art Typ der überall alles besser machen muss als die anderen und so ein richtiger Moralpriester ist, einfach langweilig aber die Idee war schon gut.

Die Ausstattung fand ich sehr gut, alleine schon die alten Hemden und die Hosen was die gehabt haben, die schnellen Autos, das erinnert einem wieder an den 1. Vollrausch mit 9 den man gehabt hat und man gerade nach dem übermäßigen Genuss von Rum Kokos Kugeln von Casali im Vergnügungspark gesessen ist und das neueste Autospiel gespielt hat, und dann voller Angst heimgegangen ist und dem besten Freund über Joghurtbechertelefon gebeichtet hat, das man ein schwerwiegend gesuchter Autobahnraser ist.

Der hat sich gefreut und gleich in die Schülerzeitung geschrieben, jugendlicher Autodieb fährt in Juwelierladen und raubt Bundespräsidenten aus. Übrigens hat Stiller bei der Oscarverleihung 2004 die genau gleiche grauenvolle Dauerlockennaturwellen Atompilzähnliche Frisur getragen wie im Film, und man sieht auch einige die Frisuren tragen wie damals, als würde auf deren Köpfe ein Atompilz am explodieren sein.

97 Minuten dauert der Film, und er ist einigermaßen recht lustig, hätte es aber ruhig noch mehr sein können.
Die Musik die war teilweise recht nett, ich hätte mir viel mehr Lieder gewünscht aus der Zeit, die hat man zuwenig gehört, sonst hätte man im Kino so richtig schön mitschunkeln können wenn es noch mehr Johnny Cash Lieder gegeben hätte als das eine als die 2 in einer Bar waren.

Der Film ist wie eine Art kleines Denkmal und passt sehr gut in das Kinojahr 2004, wo es leider eh viel zu wenige Komödien gibt, man sollte eh viel mehr Remakes machen, denn diese ganzen alten Serien und die der 80 er Jahre waren eh scheußlich langweilig.

Also empfehlen kann ich den Film für jeden der ein Freak der 70 er Jahre ist, dem so was gefällt, dem Film gefallen in denen Leute auf die Schnauze fallen, aufstehen und anfangen über Theosophie zu philosophieren, oder Leute die 80 sind und noch mal erleben wollen wie schön die 70 er Jahre mit 28 Kisten Bier unter dem Kopfpolster waren oder zu spät aufgewachte Hippies.

77, 22 und ein 38. Teil eines 90 Fachen Hautausschlages von 100Mehr anzeigen


ruudy

vor 20 Jahren

Ich hab selten so viel gelacht wie bei diesen zwei Schulken Ben Stiller und Owen Wilson. Sie ergänzen sich einfach perfekt, dass kommt wohl davon dass sie auch im richtigen Leben gute Kumpels sind. Und wer Ben Stiller lustig findet sollte den Film sowieso schauen gehen. Ein muss für jeden Kinogänger!Mehr anzeigen


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