Strähl Deutschland, Schweiz 2004 – 84min.
Filmkritik
Puff im Chreis Cheib
In seinem ersten Langspielfilm "Strähl" schickt der Zürcher Manuel Flurin Hendry einen heruntergekommenen Drogenbullen auf Dealerhatz - im Zürcher Langstrassenquartier. Das ist zwar nicht so abgründig wie auf Teufel komm raus angestrebt, unterhält aber dennoch über weite Strecken brauchbar. Wenn auch, wegen des Lokalkolorits, vor allem Langstrassen-Anrainer.
"Strähl" ist ein feiner Name für diesen Film, liegt seiner titelstiftenden Hauptfigur doch nichts ferner als Körperpflege. Nein, der Drogenbulle Strähl ist bereits auf den ersten Blick ein Kotzbrocken. Wenn man ihn als "Turbinenbräu"-Variante von Ruhrpottbulle Schimanski bezeichnen würde, Strähl dürfte sich kaum beklagen. Nun spielt "Strähl" nicht in der Bochumer Betonhölle, sondern an der Zürcher Langstrasse - wo ein braver Gendarm mit eigenem "Sprützehüüsli" halt doch irgendwie besser hinpasste. Was zum grossstädtisch abgefuckten Krimi fehlt, ist "meh Dräck". Und hier legen sich Drehbuchautoren und Regisseur ins Zeug.
Handeln tut der Langstrassenkrimi von besagtem Strähl (Roeland Wiesnekker), im Dienst beim "Gift", dem ein zwielichtiger Albaner namens Berisha ein Dorn im Auge ist. Als während der Ermittlungen ein Junkie aus dem Fenster eines Wohnhauses fällt, ist es um die arg strapazierte Geduld von Strähls Vorgesetztem (Max Rüdlinger) geschehen - in bester Polizeifilmmanier suspendiert er den Kriminaler. Auch sonst kein Ehrenmitglied der Gesellschaft, wird Strähl im Zwangsurlaub von seinen Dämonen eingeholt. Im Medikamenten-Volldunst fasst er einen wahnwitzigen Plan.
Nicht nur ist die Geschichte nebst einem herb heruntergekommenen Drogenfahnder mit so richtig Randständigen besetzt, die fluchen und sterben, sondern auch die Gestaltung von Hendrys Spielfilmerstling ist auf Gosse getrimmt - ganz wie bei den Grossen mit körnigem Bild und ausgewaschenen Farben. Die Besetzung macht vor allem in der mit Roeland Wiesnekker charismatisch besetzten Hauptrolle was her, aber mit Johanna Bantzer und Manuel Löwensberg wohnen auch glaubhafte Nebendarsteller mit im Quartier.
Leider kommt die Geschichte aus der Feder des Autorengespanns von "Achtung, fertig, Charlie!" aber ins Stocken. Und wenn man dem Buch bloss einen Vorwurf machen will, dann jenen, dass ihm jegliche Subtilität abgeht. Nur schon dieser derbe Brocken Strähl, der sich als Haustier ausgerechnet einen Piranha hält, was noch dazu auch in Dialogen verbraten werden muss! Über weite Strecken unterhält "Strähl" aber durchaus brauchbar. Und wer unweit der Langstrasse lebt, wird sowieso während des halben Films versuchen, sich irgendwo im Bildhintergrund zu erspähen.
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