Troja Malta, Grossbritannien, USA 2004 – 160min.
Filmkritik
Rückkehr der Muskelmänner
Wolfgang Petersens "Troy" läutet die zweite Blütezeit eines totgeglaubten Filmgenres ein. Brad Pitt und Co. schwitzen und schlachten, was das Zeug hält. Doch auch Zuschauern, die mit Muskelmännern in Miniröckchen nichts übrig haben, bietet "Troy" einiges.
Der Sandalenfilm ist endgültig wieder in. "Gladiator" mit seinem kolossalen Kolloseum und dem grimmigen Rächer Russel Crowe war nur der Anfang. In naher Zukunft dürfen noch weitere antike Helden ihre Schwerter schwingen. Im Herbst schickt Oliver Stone und später auch Baz Luhrmann "Alexander" den Grossen in die Schlacht, danach will Ridley Scott die Kreuzzüge in "Kingdom of Heaven" aufleben lassen, bevor schliesslich "Gladiator 2" ein weiteres mal um sich schlägt. Fans von Muskeln, Schweiss und Schwertern dürfen sich also freuen.
Doch die Messlatte für die zukünftigen Epen hängt Wolfgang Petersen mit "Troy" ganz schön hoch. Die Verfilmung der Schlacht von Troja bietet Schauwerte in bester Monumentalfilmtradition: Schmucke Helden, schöne Geliebte, grandiose Bauten und Heere, wohin das Auge reicht, bilden wie einst in "Ben Hur" oder "Spartacus" die klassischen Elemente - diesmal aber dank Computertechnik deutlich realistischer und ohne unfreiwillige Komik.
Die Story lehnt sich im Grossen und Ganzen an den antiken "Illias"-Stoff des Griechen Homer an. Paris, Prinz von Troja (der ehemalige Legolas Orlando Bloom gibt sich diesmal ganz unelbisch), verliebt sich in die schöne Helena (Diane Kruger), die Frau des Königs von Sparta, und nimmt sie mit in sein Reich. Das kann der König Menelaos natürlich nicht auf sich sitzen lassen und ruft seinen Bruder Agamemnon (Brian Cox) von Mykene zu Hilfe. Der mobilisiert halb Griechenland, um Troja in die Zange zu nehmen und Helena nach Hause zu holen. Auf der anderen Seite stehen König Priamos von Troja (Peter O'Toole) und sein muskelbepackter Sohn Prinz Hektor (Eric Bana). Keiner hat sie und ihre Festung bisher überwunden. Dumm nur, dass sich ihnen jetzt auf griechischer Seite der Superkrieger Achilles (Brad Pitt) entgegenstellt. Und da wäre ausserdem noch die Sache mit dem Pferd...
Was schon früher bei Kirk Douglas und Charlton Heston galt, ist auch heute noch obligatorisch: Kein Monumentalschinken ohne Top-Besetzung. Brad Pitt gibt den brummigen und eitlen Achilles so überzeugend, dass man ihm anfangs am liebsten selbst eins aufs Maul geben will. Eine ebenso starke Präsenz zeigt Eric Bana als Prinz Hektor. Wurde er in Hulk noch deutlich unter seinem Wert verkauft, trumpft er nun als Gegenspieler von Achilles auf. Auch Altmeister Peter O'Toole ("Lawrence of Arabia") nimmt man als König Priamos seine Lebensweisheit und gleichzeitige Schwäche ab.
Was "Troy" von einem Grossteil der Sandalenfilme besonders angenehm abhebt, ist das weitgehende Fehlen von Schwarzweissmalerei. Kein engelsgleicher Held, der die Welt von grimmigen, hässlichen Unmenschen befreien muss. Achilles zieht zunächst nur in den Krieg, um seinen Namen endlich unsterblich zu machen (wie konnte er damals auch wissen, dass später sogar eine Sehne nach ihm benannt würde). Erst nach und nach lernt er so einiges zum Thema Respekt und Liebe dazu, was seinem Leben eine entscheidende Wende gibt. Auf der anderen Seite geben sich die Trojaner ebenso als coole Krieger wie als die netten Familienmenschen von nebenan, denen man die drohende Niederlage einfach nicht wünschen mag.
Bei allen differenzierten Figuren bleibt Wolfgang Petersen aber auch einer weiteren Tradition des Sandalenfilms treu: Er verzichtet auf zuviel Tiefgang. Letztlich geht es auch hier nur um die alte Frage, wer das längere Schwert hat.
Dein Film-Rating
Kommentare
Bildgewaltiger Heldenepos mit sehr guter musikalischer Untermalung. Mitreissende Kampfhandlung und überzeugende Charaktere (auch die Nebenrollen).
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung