Batman Begins USA 2005 – 140min.

Filmkritik

Batman reloaded

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Die Revision etlicher Pop-Mythen ist im vollen Gang. Nach den «Star Wars»-Episoden I-III oder «Exorcist - The Beginning» sucht man mit «Batman Begins» jetzt das «Wie-Alles-Begann» auch für Gotham Citys finsteren Helden.

Regisseur Christopher NolanMemento») hat sich in Sachen Batman für einen radikalen Neuanfang entschieden. Am auffälligsten trennt «Batman Begins» von allen früheren Filmen die Konzentration auf den geflügelten Rächer. Waren es bis anhin die Bösewichter, die auf der Leinwand dominierten, fokussiert Nolan vom ersten Bild weg auf Hauptdarsteller Christian Bale und die Geschichte, wie aus diesem bleichen Jungen der Rächer im Fledermauskostüm wurde. Selbstverständlich werden auch in «Batman Begins» Bösewichter bekämpft, und an deren Spitze steht mit dem von Liam Neeson dargestellten Henri Ducard gar ein äusserst eindrückliches Exemplar der Gattung. Doch während die Schurkenliga früher grinsend mit Selbstmordpinguinen und Lachgas zu Werke ging, fällt das Böse diesmal verschwiegen und priestergleich in Gotham City ein.

Zu Beginn wähnt man sich überhaupt im falschen Film. Die Eingangsszenerie erinnert mehr an «Seven Years in Tibet» als an jenen kolossalen Zirkus des Schreckens, mit dem Tim Burton seine Batman-Filme jeweils einzuleiten pflegte. Wir erleben den zukünftigen Superhelden, den jungen Bruce Wayne, wie er nach der traumatisch erlebten Ermordung seiner steinreichen Eltern durch eine verkommene Welt irrt, immerfort auf der Flucht vor der Angst und der Suche nach Erlösung. Aus dem Strafgefangenenlager, in dem er schliesslich strandet, wird der junge Mann vom wortkargen Geheimnisträger Ducard befreit. Der lotst ihn ins Bergkloster, wo er im Kreise einer auserwählten Kämpferkaste lernt, wie das Böse mit dem Bösen zu bekämpfen ist. Wayne wird zum Top-Ninija ausgebildet, scheitert aber in dem Moment, wo er seine Sklaven-Moral endgültig ablegen und einen gefesselten Mörder hinrichten soll. Er weigert sich.

Nach diesem Intro mit viel Schwertkampfkunst stösst Regisseur Christopher Nolan den Zuschauer vom Dach der Welt hinab in den Unterleib von Gotham City. Nicht von ungefähr erinnert dieser Moloch an Fritz Langs düstere «Metropolis», eine Stadt, in der wie in Gotham der Abschaum am Boden wuchert, während der Reichtum in Palästen prasst. Bruce Waynes Heimatort ist eine Stadt der Zukunft und gleichzeitig eine der Vergangenheit, die unablässig von bösen Menschen verdorben wird. Als er in Gotham eintrifft, um das Erbe seines Vaters anzutreten, ist Korruption und Furcht allgegenwärtig. Die Zeit fürs Fledermauskostüm ist gekommen, und mit Hilfe von Butler Alfred (Michael Caine), Waffenentwickler Lucius Fox (Morgan Freeman) und Inspektor Gordon (Gary Oldman) startet Batman seinen Feldzug als eine Form des Exorzismus persönlicher und kollektiver Ängste.

Eine interessante Steigerung findet Nolan schliesslich darin, dass das absolut Böse in Form des selbsternannt Reinen und Guten nach Gotham kommt. Die Götterdämmerungsfantasien jener tödlichen Gestalt haben fundamentalistische Züge, und Bin Laden ist nicht fern. So ist der Gegner dieses Batmans zweifellos der allerrealistischste geworden, der je im Kino zu sehen war. Eine kleine Liebesgeschichte gönnt man uns noch (Katie Holmes) und ein paar technische Spielereien entlasten das düstere Gemüt. Doch unter dem Strich bleibt ein Superheld, der an Realismus und Glaubwürdigkeit gewinnt, dafür aber mit dem Verlust der Unschuld als Comicfigur bezahlt.

10.05.2021

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 11 Jahren

Mein liebster Batman-Film. Geradlinig und unterhaltsam in der Handlung. Auch wenn die Bösewichte in den Fortsetzungen interessanter waren.


fcamichel

vor 12 Jahren

Sehr spannende Comic-Verfilmung die Lust auf mehr macht.


alim99

vor 12 Jahren

dieser film legt neue masstäbe ein super actionfilm


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