Filmkritik
Viel Schrott um einen Clown
Die erfolgreiche RTL-Fernsehserie «Der Clown» wurde fürs Kino bombastisch aufgerüstet. Dabei ging einiges zu Bruch. Eine Achterbahnfahrt für hartgesottene Stunt- und Actionfans.
Wer zählt die Schrotthaufen, die Komparsen, die ins (Film-)Abseits befördert werden und die Stuntmen, die sich durch die Luft katapultieren? Wir registrieren zwei Helikopter, die in ihre Bestandteile aufgelöst werden, Motorräder, die fliegen, Autos, die Salti schlagen und rund zwei Dutzend andere Blechkisten, die verschrottet werden. Wir erleben, wie ein Auto versucht, ein Flugzeug zu stoppen und wie ein Staudamm durchlöchert wird. Kurzum: Es kracht an allen Ecken und Enden. Man sieht die Euros förmlich explodieren. Acht Millionen soll das Actionspektakel von Sebastian Vigg verschlungen haben, produziert von Spezialist Hermann Joha, der 1996 die TV-Serie «Der Clown» ins Leben gerufen hatte (sie lief bis .
Die Stunts sind topklasse, selbst im Vergleich zu US-Produktionen; Story, Dialoge wie auch die Schauspieler dagegen bescheiden, bieder und banal. Max, der Ex-«Clown» (Sven Martinek, ein Schauspieler wie eine Marionette), ist als (frustrierter) Wachmann in einem Kaufhaus untergetaucht und wirkt wie Biedermann ohne Brandstifter. Er will den Tod seiner Freundin Claudia rächen, die von einem maskierten Gangster erschossen wurde. Der hatte dazumal einen Plan in ebendiesem Konsumtempel versteckt. Und tatsächlich taucht der Schurke Zorbek (Götz Otto) auf und lockt Max aus der Reserve, als er die forsche Reporterin Leah (Eva Habermann) kidnappt.
Max wird erneut zum «Clown» und jagt zusammen mit dem alten Freund Dobbs (Thomas Anzenhofer) den üblen Gangster samt Bande. Zum Hauptpersonal gehören ausserdem die skrupellose, etwas blöde Blondine Mona (Xenia Seeberg) und Hauptkommissar Führmann (Andreas Schmidt-Schaller), der unbedingt den «Clown» demaskieren will. Die schauspielerische Leistungen sind eine Lachnummer. Man hält seine Visage hin, brummelt ein paar Worte und agiert wie eine Comicfigur auf der grossen Actionbühne.
Die Amerikaner haben TV-Erfolgsserien wie «Charlie's Angels» oder «Mission: Impossible» erfolgreich auf die Leinwand gehievt. Doch bei dieser aufwändigen «Clown»-Version ist es höchst fraglich, ob das knallige Brimborium um den Rächer mit der Maske beim Publikum ankommt. Übrigens, den Kinosprung schaffte nicht einmal Götz George als «Tatort»-Raubein Schimanski.
Der explosive «Clown»-Streifen versteht sich als lockere Action-Achterbahnfahrt, der «mit den Mitteln des modernen Sensations-Kino» die Sinne kitzeln will. Action for fun, made in Germany, also. Ein Ballerballett, das gar nicht ernst genommen werden will: «Der Clown» dreht den Bösewichtern und dem Publikum eine Nase.
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