Die Rotkäppchen-Verschwörung USA 2005 – 81min.

Filmkritik

Rot gegen Grün

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Es beginnt mit dem Ende: Rotkäppchen - «Red», wie sie hier heisst - stellt dem Wolf gerade die bekannten Fragen zu seinem ungewohnten Aussehen, als sich die Dinge plötzlich überstürzen und bekannte Märchenbahnen verlassen.

Kein mutiger Jäger greift ein, dafür hüpft die gefesselte Grossmutter aus der Besenkammer - wurde sie denn nicht gefressen? -, und ein ausser Rand und Band geratener Holzfäller stürzt durchs Fenster. Die Konfusion ist gross, doch die Polizei ist rechtzeitig zur Stelle. Ein verkleideter Wolf, eine gefesselte Grossmutter, ein unschuldiges Mädchen - für Polizeichef Grizzly ist der Fall klar. Gut, dass der clevere Frosch Nicky Flippers rechtzeitig eingreift, um die Beteiligten in die Mangel zu nehmen.

In bester "Rashomon"-Manier erzählt nun jeder der Beteiligten seine Version der Geschichte, und in Rückblenden setzt sich allmählich zusammen, was tatsächlich geschehen ist. In Wirklichkeit ist der Wolf nämlich ein investigativer Journalist, Red gar nicht so klein und wehrlos, die Grossmutter erstaunlich rüstig für ihr Alter, und der Wald alles andere als märchenhaft.

Märchen und Animationsfilm haben eine lange gemeinsame Geschichte. Seit Walt Disney mit "Snow White and the Seven Dwarfs" 1937 den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm gedreht hat, haben sich Trickfilmer immer beim reichen Fundus der Volksmärchen bedient. Dass dabei die Geschichten mitunter zünftig umgebaut wurden, versteht sich von selbst, schliesslich sind die Werke von Disney und Konsorten in aller Regel witzig, was bei Märchen nur selten der Fall ist. So gesehen ist ein Film wie "Shrek", der die Märchenkonventionen gehörig durch den Kakao zieht, die logische Fortsetzung dessen, was Disney einst begonnen hat, und auch "Hoodwinked" steht ganz in dieser Tradition.

Wie "Shrek" lebt auch die "Rotkäppchen-Verschwörung", wie der Film auf Deutsch heisst, davon, dass er Märchenfiguren menschliche Charaktereigenschaften verpasst. Auch wenn "Hoodwinked" mit bedeutend kleinerem Budget produziert wurde als die Abenteuer des grünen Ogers, muss er sich unweigerlich mit den "Shrek"-Filmen messen. Bei diesem Vergleich zieht er eindeutig den Kürzeren und dies nicht nur auf visueller Ebene, wo die begrenzten finanziellen Möglichkeiten am deutlichsten sichtbar werden. "Hoodwinked" ist zwar ganz amüsant und kann einige Lacher verbuchen, reicht aber nicht an das Gag-Feuerwerk "Shrek" heran. Es fehlt an Ideen jenseits der Märchenparodie, und manches - etwa die Martial-Arts-Szenen - hat man einfach vom Vorbild übernommen. Am schwersten wiegt aber, dass einem keine der Figuren ans Herz wächst, dass wir selbst mit Red nie so innig mitfühlen wie mit unserem Lieblings-Oger.

17.02.2021

3.5

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Kommentare

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Barbarum

vor 9 Jahren

Ganz witzige Idee und auch mit netten Gags aber die Animation ist für einen Kinofilm unterirdisch und erinnert an Videospiele von früher.


raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


snoopy27

vor 17 Jahren

verdammt witzige Rottkäppchenverarschung


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