Brothers Grimm Tschechische Republik, Grossbritannien, USA 2005 – 118min.
Filmkritik
Verhängnisvoller Märchenwald
Jacob und Wilhelm Grimm sind die wohl berühmtesten Märchenonkel aller Zeiten. Ex-Monty Python Terry Gilliam lässt in seinem Bio-Pic "The Brothers Grimm" die Facts beiseite und erzählt eine frei erfundene Geschichte. Die Bilder aus Hollywood fesseln, bezüglich Story würden sich die Sprachwissenschaftler Grimm aber im Grab umdrehen.
Regisseur Terry Gilliam blieb die Realisierung seines liebsten Projektes bisher verwehrt: Bei den Dreharbeiten zum Film über Don Quixote lief so viel schief, dass der Dreh abgebrochen werden musste - immerhin ist aus dem Scheitern der tragisch-komische Dokumentarfilm "Lost In La Mancha" entstanden. Gilliam musste die Rechte an seinem Quixote-Projekt an eine deutsche Versicherungsfirma abtreten. Nun will er sie zurückkaufen - für mehrere Millionen Dollar. Gute Gründe also für einen Ausflug in den filmischen Mainstream. Aber damit erst einmal genug über den Mann hinter der Kamera, denn es waren einmal, vor langer, langer Zeit...
...zwei berittene Männer - Jake (Heath Ledger) und Will Grimm (Matt Damon) - unterwegs im von Frankreich besetzten Deutschland. Die beiden gelten als ausgesprochen mutig und haben im Kampf noch gegen jede Kreatur ihren Mann gestanden. Wo auch immer Unheimliches geschieht werden sie um Hilfe gerufen und reichlich belohnt.
Doch die Grimms sind vielmehr gerissene Betrüger denn fürsorgliche Helfer. Auf die Schliche kommen ihnen ausgerechnet die verhassten Franzosen, als zwei Komplizen der Grimms unter Androhung von Folter unglaubliches gestehen: Sie würden im Auftrag der beiden Brüder den Menschen Angst einjagen und die beiden "Helden" würden mit der Vertreibung des vermeintlich Übernatürlichen viel Geld verdienen.
Die Franzosen kombinieren scharf: In letzter Zeit verschwanden im Wald nahe des Städtchens Marbaden immer wieder kleine Mädchen, nun schon sieben an der Zahl. Wer sonst als die gerissenen Gebrüder Grimm könnte dahinter stecken? Und wenn es nicht die Grimms waren, dann sollen sie zumindest das Rätsel des Waldes lösen. Aber was die beiden Reiter da erwartet, damit hatte niemand gerechnet...
Der Einstieg in den Film ist überraschend, die düstere Atmosphäre wirkt fesselnd, der Humor wohl dosiert und es ist köstlich mit anzusehen, wie sich Will jeweils nach erfolgreichem Kampf bei der Damenwelt beliebt macht, während sein Bruder Jake wie verbissen die erlebten Geschichten in sein Notizbüchlein krakelt. Die Wende kommt mit dem Wechsel der Szenerie, wenn der Film nur noch im Städtchen Marbaden und im Wald spielt und die Story zunehmend lieblos aus Versatzstücken grimmscher Märchen zusammengeflickt wird. Im Gehölz wartet das unerklärliche Verderben - das gilt sowohl für die zwei Protagonisten als auch für den Film selbst. Die Helden werden in schier endlose Kämpfe verwickelt. Dabei haben Promis aus der Grimm-Welt wie das Rotkäppchen und auch Gretel kurze Gastauftritte - beide verschwinden aber bloss spurlos, von ihren bekannten Geschichten wird nichts filmisch verwertet.
Es scheint, als hätten die beiden Protagonisten versucht, auf die schlicht haarsträubende Handlung mit übertriebenem Acting zu reagieren - was den Film aber keinesfalls besser macht. Was zum Schluss bleibt ist ein Mosaik von einer Geschichte, ein Gothic-Film mit Gilliams Handschrift, einigen Lachern und mieser Dramaturgie. Aber weil das Interesse des Publikums trotz mehrheitlich vernichtenden Kritiken nicht gestorben ist, ist dem Film ein Happy End beschert: 15 Millionen hat die eigenartige Produktion in den USA am ersten Wochende eingespielt. Einschläfernd wie ein Ammenmärchen ist dieses grimmige Spektakel dann eben doch nicht.
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Kommentare
die märchenstunde in hollywood hat begonnen! von wegen! terry gilliam macht aus dem stoff der brüder grimm ein sonderbares fantasyspektakel, welches einiges schräges zu bieten hat.
zunächst zu den hauptakteuren, matt damon und heath ledger: sie spielen zwei erwachsene kinder, die äussserst tollpatschig und überfordert sich durch den film kämpfen. ich würde mal sagen, dass ist ganz herrlich mitanzusehen. auch wie die beiden darsteller miteinander harmonieren ist herrlich. wobei heath ledgers (welcher kaum wieder zu erkennen ist) figur irgendwie von johnny depps captain jack sparrow angehaucht ist.
in den nebenrollen gibt es auch einige lustige personen, da wäre beispielsweise peter stormare. denn fand ich schon fast den besten von der partie. er spielt seine rolle mit absoluter hingabe an die blödelei, ohne den hauptdarstellern die show zu stehlen. auch johnatan pryce macht sich als heimtükischer franzose nicht schlecht.
als böse königin ist wohl monica bellucci unterfordert. diese braucht mal wieder nichts weiter, als schön zu sein und irgendwas von schönheit in den spiegel zu stöhnen. gebt der frau doch mal ne richtige rolle!
alles in allem ist "brothers grimm" eine herrlich schräge abenteuerkomödie ohne viel sinn, wo sich die schauspieler richtig austoben können. die gruselmomente sind mit dem absurden humor schön verbunden und werden durch ganz nette effekte unterstützt.
um dem filmtitel ein bisschen ehre zumachen werden einige märchen der grimms auf die schippe genommen: zum beispiel wenn die böse hexe mit dem apfel an die tür klopf und anstatt schneewittchen, peter stormare die tür öffnet.
klar, "brothers grimm" ist nicht DER film des jahrzehnts und ist auch nicht weiter ernst zu nehmen. aber amüsieren kann man sich trotzdem, wenn man nicht allzu viel erwartet. märchen mal ganz anders. lustig fand ichs allemal.… Mehr anzeigen
Ich hab ihn als DVD ausgeliehen und fand ihn schon nach wenigen Minuten grottenschlecht.
Dann las ich nochmal Infos zu Stab, Besetzung, Regie: Terri Gilliam. Gilliam?? Moment mal.. da war doch was...
jaaa genau, Monthy Python. Und allmählich konnte ich eins und eins zusammengezählen:
Es ist Absicht des Regisseurs, den Film grottenschlecht aussehen zu lassen, denn:
Dahinter steht nichts anderes als die urbritische Eigenschaft, alles Deutsche ins Lächerliche zu ziehen, restlos,
und die Brüder Grimm waren nunmal Deutsche und haben in Deutschland gewirkt.
Einst sagte man der Monthy-Python-Truppe nach, ihr sei nichts und niemand heilig. Das stimmt so nicht ganz,
sie hätten sich zB. niemals über Shakespeare lustig gemacht- soweit gehts dann doch nicht mit der Anarchie.
Shakespeare, das "Zentrum des Universums" in den Augen aller Briten, die etwas mit Kultur oder Literatur zu tun haben.
Es sind dieselben Briten, die auch keine Mühe damit hätten, Goetheinstitute als Naziorganisationen hinzustellen.
Das sollte aber nicht verwundern in einem Land, indem sich sämtliche Zeitungen über "unseren" Papst lustig gemacht haben am Tage seiner Wahl.
"Papst Rottweiler".
Jedenfalls, das wäre eine plausible Erklärung für diesen grotesk schlecht wirkenden Film!… Mehr anzeigen
brilliante idee, aber grottenschlechte umstetzung der märchen.
technik war nicht schlecht, man darf das in der heutigen zeit aber auch erwarten...
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