Das geheime Leben der Worte Spanien 2005 – 112min.
Filmkritik
Mit-Geteiltes Leid
Wie kommt eine Hilfsarbeiterin eines Kabelwerks als Krankenschwester ans Bett eines verunfallten Ingenieurs, wo sie eine gegenseitige Psychotherapie beginnen? Wie kann man ein schweres emotionales Trauma filmisch darstellen, ohne das Publikum mehr als nötig zu schockieren? Das Resultat ist ungewöhnlich, gelungen und mutig.
Bilder vom Meer, ein poetischer Text wird rezitiert; ein Brand, Menschen sind Gefahr, die Flammen züngeln, doch die Zeitlupe im Verein mit der Tonspur nimmt den Bildern den Schrecken und die Dramatik. So behutsam und fantasievoll könnte ein Märchen anfangen. Hanna (Sarah Polley) wäre dann Dornröschen. Als Hilfsarbeiterin spult sie ihren Arbeitsalltag ab, Privatleben hat sie keines, Kontakte zu den ArbeitskollegInnen auch nicht. Schirmt sie sich mit den Ohrhörern ab, über die sie pausenlos Musik zu hören scheint? Man ahnt jedenfalls nichts Gutes, als sie zum Chef gerufen wird.
Zwei kräftige Wendungen des Drehbuchs katapultieren Hanna ans Krankenbett des temporär blinden Ingenieurs Josef (Tim Robbins) auf einer Ölbohrinsel in der Nähe der irischen Küste. Dort entfaltet sich ein Spiel zwischen diesen beiden gegensätzlichen Typen, die sich nicht in die Karten schauen lassen. Doch gerade darum geht es in diesem verbalen Ringen: Wer kann der oder dem anderen ihr oder sein Geheimnis entlocken, ohne das eigene preiszugeben?
Josef verbirgt sich hinter seinem forschen Geplauder, Hanna sagt zunächst nur das Notwendige und weicht persönlichen Fragen aus. Schnell wird klar, dass beide ein heikles Geheimnis hüten, auf das ihre offensichtlichen, schweren emotionalen Wunden zurückzuführen sind. Bevor die Faktenbomben explodieren, fallen Isabel Coixet, die für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, genug Ablenkungsmanöver mit originellen Nebenfiguren und abwechslungsreiche Sichten auf und in die Bohrinsel ein.
Trotz des politisch, gesellschaftlich und moralisch extrem heiklen Stoffs ist kein dröger Problemfilm entstanden. Vielmehr hat sie eine kinogerechte Lösung gefunden, ohne ihre Figuren zu verraten oder unanständig viel utopisches Geschütz aufzufahren. Eine imaginäre Kommentatorin bleibt dabei ein angenehm sparsam eingesetztes Mittel. Besonders elegant ist ihr Ansatz dadurch, dass er den Sinn und die Wahrheit der Aussage des Filmtitels in doppelter Hinsicht demonstriert: Die Geschichte gründet auf der Kraft der Worte, indem sie das zentrale Kommunikationsmedium der beiden Lädierten bilden, aber auch die Wirkung des Films aufs Publikum wird zu einem hohen Anteil über die Worte erzielt, denn die schlimmsten Bilder entstehen im Kopf.
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Kommentare
EIn Film, der mit wenigen Worten auskommt und trotzdem richtig unter die Haut geht. Und auch wenn Geschichten der Nebendarsteller nur angedeutet werden, hat man das Gefühl, dass alles mit wenigen Kameraeinstellungen erzählt ist. Stark.
Über die Qualität der Verfilmung lässt sich streiten. Sicherlich kein Meisterwerk. Was aber erzählt wird von der Frau ist die absolute Wahrheit über einen Krieg der keine 1000 km von uns stattfand und bei dem alle Europäer Augen und Ohren verschlossen. Ich kann mich nikcht an den Titel des Buches erinnern, aber genau diese Grausamkeiten werden darin beschrieben. Eine unfähige EU und UNO und die sadistische Ausbeutung der eigenen Leute (nicht nur Frauen auch Männer)… Mehr anzeigen
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