CH.FILM

A Crude Awakening - The Oil Crash Schweiz 2006 – 85min.

Filmkritik

Galgenfrist oder Panikmache?

Filmkritik: Eduard Ulrich

Der Klimawandel ist in aller Munde, die Ölvorräte machen dagegen nur indirekt Schlagzeilen, wenn es einen vorübergehenden Lieferengpass gibt, der den Preis hochtreibt. Mit der dramatischen Aussicht auf ein absolutes Ende des Erdölzeitalters beschäftigt sich nun dieser anregende, in der Schweiz produzierte Dokumentarfilm.

Klimawandel und Ölverbrauch hängen zusammen: je mehr Öl verbrannt wird, desto wärmer wird das Klima. Dass es mit dem Ölverbrauchen bald ein Ende haben könnte, beschäftigt Forscher schon seit vielen Jahren, die Öffentlichkeit scheint davon aber keine Notiz zu nehmen. Vielleicht gelingt es diesem gutgemachten Film, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, denn das Ende des Erdöls hätte tatsächlich massive Konsequenzen, steckt es doch unsichtbar in zahllosen Produkten bis hin zu düngergenährten Nahrungsmitteln. Verblüffend ist allerdings, dass die Prognosen bereits bei der Frage weit auseinanderliegen, wann die offensichtlich endlichen Vorkommen ausgebeutet seien. Und wie ein Leben ohne Erdöl in den modernen Industrienationen aussähe, mag sich keiner so recht vorstellen. Da reichen die Prognosen vom besten Fall einer sanften Substitution bis zum schlimmsten Fall bürgerkriegsähnlicher Zustände.

Diese Erkenntnisse und Vermutungen gewinnen die Autoren Basil Gelpke und Ray McCormack, indem sie einige Wissenschaftler, Politiker, Analysten und Aktivisten befragen. Dabei schneiden sie die Antworten meist so geschickt gegeneinander, dass der Eindruck eines Streitgesprächs entsteht. Immer wieder werden Aha-Erlebnisse durch einleuchtende Vergleiche erzeugt - beispielsweise demjenigen des Preises für eine Tasse Kaffee und derselben Menge Benzin.

Vor diesem kontroversen Schlagabtausch rollen sie die Geschichte des Siegeszugs auf, den das schwarze Gold als Triebmittel der industriellen Revolution antrat. Durchaus unterhaltsame Ausschnitte aus Wochenschauen und alte Werbefilme demonstrieren die damalige Euphorie, aber auch die kriegsstrategische Bedeutung, die bis heute anzuhalten scheint, wenn man den Unkenrufen Glauben schenkt, die den wahren Grund für das Erobern des Iraks im Erdöl sehen. Visuell reizvolle und unvergesslich bedrückende Bilder liefern die Ruinen der restlos ausgebeuteten Felder in Texas, Florida, Aserbeidschan und Venezuela.

Leider erliegen die Autoren von "The Oil Crash" manchmal der Kraft ihrer Bilder und stellen rein plakativ Beziehungen her, für die kein kausaler Zusammenhang besteht wie beispielsweise bei den Bomben auf Bagdad. Angenehm angesichts der unangenehmen Einsichten ist, dass die Autoren, im Gegensatz zum fragwürdigen "An Inconvenient Truth", nie den moralischen Zeigefinger heben.

19.02.2021

4

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Kommentare

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mundi1

vor 16 Jahren

Der Film zeigt Tatsachen schonungslos auf - auf dem Stand von 2006 oder noch vorher. Heute wissen wir, dass Erneuerbare Energien (Wind, Sonne...) sehr viel mehr können als im Film dargestellt. Unsere Zukunft kann sehr sonnig sein.


raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


roro81

vor 17 Jahren

Da meine Freundin bei den Bohrtürmen arbeitet (in Südamerika) war es für mich ein muss den Film zusehen. Fand in super. Aber man muss betrachten das der Film von gegnern des Öls gemacht wurde.


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