Wie ich das Ende der Welt erlebte Frankreich, Rumänien 2006 – 106min.
Filmkritik
Der Sturz eines Diktators
Es ist noch keine 20 Jahre her, dass der Eiserne Vorhang fiel und somit auch der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu. Wie sich der Umbruch im Alltag spiegelte, versucht Catalin Mitulescu in seinem Spielfilmerstling nachzuzeichnen - doch er bleibt leider an der Oberfläche.
Als die Gymnasiastin Eva und ihr Freund eine Stunde schwänzen, um einander zu umwerben, kommt eine Ceausescu-Büste zu Fall - nicht reuig (und nicht schuldig) muss Eva in eine sogenannte Umerziehungsanstalt. Dort begegnet sie dem Dissidentensohn Andrej, mit dem sie bald die Flucht aus Rumänien plant. Kaum in der Donau, kehrt Eva aber um zu ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Lalalilu. Dieser plant mit seinen Freunden bei einer Musikdarbietung zu Ehren des Diktators einen Anschlag auf Ceausescu zu verüben. Doch so weit kommt es nicht: Im Dezember 1989 wird Ceausescu gestürzt, am Weihnachtstag werden er und seine Frau hingerichtet.
Rumänien, dieses Jahr Mitglied der EU geworden, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Regissseur Catalin Mitulescus erklärtes Ziel war es, keinen langweiligen Historienfilm zu drehen, sondern die Umwälzung im Privaten zu zeigen. So schweigt Eva trotzig und entschuldigt sich nicht für die (versehentliche) Zerstörung der Büste - während ihr Freund nicht einmal das Rückgrat hat, seine Schuld zuzugeben. Vom Opportunisten wechselt sie zum Kleinrevoluzzer: Die Fluchtvorbereitungen im Eiswasser sind da schon romantisch gefärbt.
Indem er sich auf eine Familie konzentriert, driftet Mitulescu nie in Geschichtsdidaktik ab. Im Gegenteil: Der Film bleibt leichtfüssig, allem Ernst ist stets ein Witzchen eingeschrieben und Musik spielt eine grosse Rolle. Im Leichten liegt jedoch die Schwäche des Films: Er wirkt bald allzu beliebig. Die Hauptfigur Eva bleibt blass: Ist sie wirklich verliebt (falls ja: in welchen Mann?), wieso und wie leidet sie unter der Diktatur, ist ihre Rebellion mehr als pubertäres Aufbegehren? Auch Doroteea Petre, die Eva spielt, schafft mit ihrer Mimik keine Klärung. Ihr Repertoire reicht vom schmollenden zum leicht lächelnden Mund. So bleibt es ein Rätsel, wie ihr in Cannes vor einem Jahr ein Schauspielpreis verliehen werden konnte - ausser die Jury war von ihrer (zugegebenermassen einnehmenden) Schönheit so geblendet, dass sie keine anderen Kriterien mehr anwandte. Den Preis viel eher verdient hätte Timotei Duma, der den kleinen Bruder Lalalilu frisch und frech verkörpert.
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Kommentare
Eine packende Handlung und eine meisterhaft spielende Hauptdarstellerin machen den Film bereits mehr als sehenswert. Zudem tragen die Tragik des rumänischen Alltags kurz vor der Revolution 1989, die Nebendarsteller und viele Details (Beispiel: Toblerone-Schokolade als Geschenk aus dem Westen) dazu bei, dass "Comment j'ai fêté la fin du monde" zu einem Kinoerlebnis wird, das lange im Gedächtnis haften bleibt - wie schon nur der Soundtrack ("Ţ ară nostră ").… Mehr anzeigen
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