CH.FILM

Das Erbe der Bergler - Ein Wildheuerfilm Schweiz 2006 – 97min.

Filmkritik

Mutprobe im Muotatal

Filmkritik: Eduard Ulrich

Bei der "Hirtenreise ins dritte Jahrtausend" mussten Mensch und Tier sehen, wie sie in der technisch umgestalteten Umwelt zurechtkamen. Beim Wildheuen nehmen ein paar verwegene Bergler die Herausforderung der unverändert steilen und schmalen Hänge an und pflegen einen früher existentiellen Brauch.

Bedächtig bohrt, stemmt, schabt und schleift ein Mann mit ernstem Gesichtsausdruck an einem Holzblock. Später wird noch zum Schmiedewerkzeug gegriffen, um das hölzerne Werkstück mit einem Paar Eisenkrallen zu versehen. Was als unförmiges Stück Holz begann, entpuppt sich am Ende als notwendiges Hilfsmittel fürs Wildheuen. Der Innerschweizer Dokumentarfilmer Erich Langjahr wird nicht müde, die Veteranen vorindustrieller Lebensweisen auf Celluloid zu bannen, auf dass sich, wer will, mit diesen oft unbeachteten Relikten befassen kann.

Dabei verzichtet er weitgehend auf Kommentare. Sparsame Erläuterungen stellen den Kontext her, sonst sprechen die Bilder für sich, auf denen die Hände und Gesichter im Zentrum stehen. Sie künden vom Sinn der handwerklichen Sorgfalt und von der Erfüllung durch Hingabe ans Zweckfreie, die ihren Wert in der Qualität findet. Die Zeit spielt keine Rolle, nur das Resultat zählt, denn man muss sich auf die selbst hergestellten Werkzeuge verlassen können, wenn man sich auf die steilen und schmalen Gebirgshänge begibt, um zu heuen.

Vier Jahre lang hat Erich Langjahr gedreht und seine Leute bis in den Winter begleitet, wenn das eingelagerte Heu mit von Hand gezogenen Schlitten durch den Tiefschnee heruntergebracht wird. Der gemächliche Erzählrhythmus überlässt es dem Publikum, sich durch eigene Beobachtungen und Schlüsse in den manchmal brandgefährlichen Situationen aus der Ruhe bringen zu lassen.

07.06.2021

3

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Kommentare

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paebi

vor 15 Jahren

Er ist viel mehr als ein aussergewöhnlicher und umfassender Dokumentarfilm über den aussterbenden Beruf des Wildheuers. Er fängt zugleich das einzigartige Kulturleben dieses Tales ein: den Holzschuh- und Schlittenmacher, den Wetterschmöcker, die Volksmusiker und das Vereinsleben. Das soziale Gefüge im alpinen Raum ist der Nährboden unserer direkten Demokratie. Wenn wir sie behalten wollen, müssen wir ihren Ursprung verstehen lernen.Mehr anzeigen


mamama

vor 17 Jahren

Wenn sie ein bisschen mehr reden könnten!!! Das ist nur für die bauern selber gut. Ich würde das nicht mal unter die genre dokumentar zuteilen, sondern unter die genre stummfilm zum einschlafen!!!!!!!!


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