Emmas Glück Deutschland 2006 – 103min.

Filmkritik

Schweinezüchterin trifft auf Autoverkäufer

Filmkritik: Dominique Zahnd

Nach dem gleichnamigen Erfolgsroman kommt jetzt die Kinoadaption, in der ebenfalls nicht mit grossen Gefühlen gespart wird: ein bemerkenswerter Streifen über die Annäherung zweier unterschiedlicher Menschen.

Es gibt Filme, die berühren einen zutiefst. «Emmas Glück» ist so einer. Der Balanceakt auf der Gefühlsskala gelingt, der Streifen rutscht nie in die Kitschecke ab. Er kommt ohne falschen Pathos daher, ist mit Fingerspitzengefühl inszeniert und überzeugt auf der ganzen Linie.

Als Max (Jürgen Vogel), ein alleinstehender Autoverkäufer, eines Tages von seinem Arzt erfährt, dass er Krebs hat, bricht seine Welt zusammen. Max will nur noch weg. Er, der immer treu und loyal seinem Arbeitgeber gegenüber war, vergreift sich an der Firmenkasse und klaut zu allem Überfluss auch noch den Jaguar seines Chefs Hans (Martin Feifel). Sein Ziel: Irgendwo in den Süden, alles hinter sich lassen und die letzten Tage geniessen, die ihm noch bleiben.

Die rasende Fahrt in dem edlen Flitzer ist aber schnell zu Ende: Max kommt von der Strasse ab, überschlägt sich mehrmals und findet sich schliesslich verletzt auf einer Wiese wieder. Die gehört der jungen Schweinezüchterin Emma (Jördi Triebel), deren Hof kurz vor dem Bankrott und der Zwangsversteigerung steht. Emma nimmt den Verletzten bei sich auf, um ihn gesund zu pflegen.

Als sie schliesslich in dem Wrack noch das entwendete Bargeld findet, sieht sie die Chance gekommen, doch noch ihren Hof zu retten. Max allerdings, der gewissenhafte Pedant und Ordnungsfanatiker, will so schnell wie möglich vom Hof verschwinden, um endlich ans Meer zu kommen. Allerdings sind ihm sowohl die Polizei als auch Hans auf den Fersen, so dass er sich widerwillig auf Emmas Hof verstecken muss. Ohne dass die beiden voneinander wissen, in welcher ausweglosen Situation sich der jeweils andere befindet, kommen sie sich langsam näher...

Jürgen Vogel stellt den vor Energie strotzenden Ordnungssüchtigen überzeugend dar. Seine Co-Partnerin Jördi Triebel, die vom Theater kommt und die hier ihre erste Hauptrolle in einem Kinofilm spielt, wärmt einem als faszinierende Gummistiefel-Lady das Herz.

Sven Taddicken ist mit seinem zweiten abendfüllenden Streifen nach «Mein Bruder, der Vampir» ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswerter Film gelungen, der mit einem sagenhaften Gespür für Emotionen ein ernstes Thema nahezu leichtfüssig erzählt.

31.05.2021

4.5

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Kommentare

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kintyre

vor 18 Jahren

Etwas überrascht, dass der Film hier von Cineman in das Genre Komödie platziert wird.
Sicher, er ist heiter, man kann schmunzeln, ist erfrischend, aber er ist definitiv mehr als eine Komödie und Taschentücher mitzunehmen ist von Vorteil. Emmas Glück hätte es verdient, von "Blue" bewertet zu werden. Wie schon jemand schrieb, unter Komödie suggeriere ich etwas anderes.Mehr anzeigen


kintyre

vor 18 Jahren

Von meinem heutigen Kinobesuch noch emotional zutiefst bewegt, fehlen mir die richtigen Worte um den Film zu analysieren.
Schlichtwegs sensationell, ein Must-see, das Beste, was deutsches, europäisches und internationales Kino zu bieten hat.


Klaus1108

vor 18 Jahren

Der Film überrascht mit einer ausdrucksstarken Hauptdarstellerin, schönen einprägsamen Bildern und einer guten Geschichte. Die Männer-Rollen sind zwar auch gut gespielt, verblassen aber etwas im Vergleich zur "Filmheldin" Emma.


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