Fearless China, Hongkong, USA 2006 – 104min.

Filmkritik

Jet Li zum Letzten

Filmkritik: Jürg Tschirren

Mit "Fearless" verabschiede sich Jet Li als Martial Arts-Star von der Leinwand, heisst es. Gemessen an den Kampfszenen, die der Film bietet, ist es ein eindrucksvolles Good Bye. Darüber hinaus bleibt wenig Erinnerungswürdiges.

Schauen wir zu Beginn zurück und konstatieren: Der Import von Filmschaffenden aus Hong Kong nach Hollywood verlief für keine der beiden Seiten besonders erfolgreich. John Woo zum Beispiel sank nach "Face/Off" und "Mission: Impossible 2" schnell auf durchschnittliches Action-Niveau ab. Ringo Lam und Tsui Hark mussten gleich mit Jean-Claude van Damme vorlieb nehmen. Und Ronny Yu drehte Direct-to-Video-Knaller wie "Bride of Chucky", bevor er mit "Freddy vs. Jason" ein wenig Spass haben durfte.

Auf Darstellerseite gehört Jet Li zu den Transfer-Verlierern. Anfang der neunziger Jahre begeisterte er Hong Kong-Fans in Filmen wie "Once Upon a Time in China". Es folgte ein Auftritt als Bösewicht in "Lethal Weapon 4" und die Hoffnung auf den Durchbruch in den USA. Dazu kam es nie. Li wurde bloss zum Leading Man von Kung Fu/Hip Hop-Hybriden wie "Romeo Must Die" oder "Cradle 2 the Grave". Filme, die weder an den Kinokassen noch bei den Kritikern für Begeisterung sorgten.

In seiner Heimat China drehte Li unterdessen mit Yimou Zhang "Hero", ein "bildgewaltiges Epos", wie es so schön heisst. Neben eindrucksvollen Bildern und perfekt choreographierten Kampfszenen war der Film durch viel nationalistisches Pathos geprägt. Letzteres gilt noch mehr für "Fearless", mit dem Li nun seinen Abschied als Martial Arts-Star nehmen will. Ronny Yu führt Regie, und wenn bereits in der ersten Szene Engländer und Amerikaner als ein verachtenswerter Haufen intriganter Lumpen gezeigt werden, keimt unweigerlich der Gedanke, ob der Regisseur und sein Star hier auch persönliche Enttäuschungen verarbeiten.

"Fearless" erzählt die Geschichte von Huo Yuanjia, der zu Beginn des letzten Jahrhunderts zum Einiger und Gründervater der Jin Wu Vereinigung wurde, einer heute international verbreiteten Kampfsportschule. Yuanjia gilt in China als Volksheld, der dem Land in schwierigen Zeiten sein Selbstvertrauen wiedergab - notabene indem er ein paar dreckigen Ausländern im Ring zeigte, wo der Bartel den Most holt.

Yuanjias Vita ist historisch schwach verbürgt und Li nimmt sich die Freiheit, den Mann erst als arroganten Jüngling zu spielen, den das Leben in den folgenden 100 Minuten Demut und Anstand lehrt. Lis überzogenes Spiel ist wohl an ein chinesisches Publikum gerichtet, inklusive humoristischer Szenen, die im Westen eher für Kopfschütteln als Lacher sorgen. Doch seiner Witze wegen will den Mann ohnehin niemand im Kino sehen, wegen seinen Zweikämpfen schon. Und die sind - Stahlseilen und Yuen Wo-Ping ("The Matrix", "Kill Bill") als Choreograph sei Dank - atemberaubend ausgefallen. Schade bloss, dass der Film nicht mehr davon zeigt und nach einem intensiven Anfang zu viel Zeit mit der Läuterung seiner Hauptfigur verbringt.

10.11.2020

3

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Kommentare

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grafgrafenstein

vor 15 Jahren

Natürlich ist in der Story für westliche Verhältnisse viel chinesischer Pathos drin. Aber abgesehen davon ist der Film wirklich gut. Vor allem die Kämpfe sind grossartig und auch sehr abwechslungsreich.


yannick15

vor 17 Jahren

Dä Felm esch eifach de bescht!!!
Es werd ned nome emmer gschleglet, dä felm esch ned nome voller action, sondern ou no voll drurig, met emene wohre Hendergrond!!!!
dä Felm esch nome zom witerempfähle!!!!


longwolf

vor 18 Jahren

Fearless finde ich persönlich ein Meisterwerk, schade nur das sich Jet Li
von dem Filmgeschäft verabschiedet!!!
Die Kampfstil ist wirkich meisterhaft
dargestellt.


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