Fidji Drive No. 2 Neuseeland 2006 – 93min.
Filmkritik
Die alte Frau und das Fest
Wahrscheinlich hat der junge Regisseur Tao Fraser einschlägige Erfahrungen mit überraschenden Traditionen, denn sein Vater stammt genau wie die störrische Grossmutter im Film von den Fidji-Inseln. Die nämlich will urplötzlich und sofort ein rauschendes Familienfest feiern und löst damit prächtige Turbulenzen aus.
Man sieht es dem ungläubigen Gesichtsausdruck des ca. 30jährigen Erasmus' förmlich an, dass er die ganze Nachtschicht darauf gewartet hat, am Morgen todmüde nach Hause zu kommen, um von seiner Oma den Auftrag zu erhalten, innerhalb von 12 Stunden ein Fest auf die Beine zu stellen und alle Cousinen und Cousins einzuladen. Was er zunächst als Hirngespinst einer verwirrten Greisin abtut, entwickelt sich rapide zu einer Organisationslawine, bei der alle Gäste auch ihren Beitrag als Gastgeber leisten müssen, ob sie wollen oder nicht, und die sich selbst dann nicht mehr stoppen lässt, als es der alten Frau zu bunt wird.
Natürlich treffen sich so Verwandte, die nicht gut aufeinander zu sprechen sind, und alte Konflikte werden aufgewärmt. Ein legendenumrankter Todesfall eignet sich vorzüglich, um unter dem Vorwand eines mystischen Brauchs ein persönliches Süppchen zu kochen. Immerhin zeichnet sich ab, dass einer der Enkel die scheinbar unlösbaren Streitfälle aus der Welt schaffen wird wie einst Alexander den Gordischen Knoten.
Im schwungvoll inszenierten Geschehen fehlen zwar auch ein paar leise Töne nicht, aber amüsanten, wenngleich absehbaren Wendungen kommen immer wieder etwas konstruierte Einfälle in die Quere. So wirken manche Charakterzüge der nach dem Prinzip grösstmöglicher Gegensätze bestückten Enkelinnen schematisch, und bestimmte Eigenheiten, wie beispielsweise die Liebe der Oma zur italienischen Oper, ein wenig aufgesetzt. Und warum eine dänische Freundin nötig ist, lässt sich wohl nur mit Blick auf die weltweite Vermarktung begründen. Deshalb fällt es schwer, sich mit einer der vielen Personen, denen durchwegs die Tiefe fehlt, wirklich zu identifizieren.
Das ist aber vielleicht auch nicht nötig, um an diesem eindeutig auf gute Stimmung zielenden Erstling Vergnügen zu haben, hinter dessen multiethnischer Fassade die sympathische Botschaft zum Vorschein kommt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, wenn alle über ihren Schatten springen.
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