La Californie Frankreich 2006 – 106min.
Filmkritik
Das schöne Elend luxuriöser Langeweile
Jacques Fidschis "La Californie" ist eine nicht ganz über jeden Zweifel erhabene Verfilmung eines wenig bekannten Simenon-Romans.
Die Mittfünzigerin Maguy führt in Cannes' noblem Villenviertel La Californie das exzentrische Luxusleben einer Dame von Welt. Tatsächlich aber leidet Maguy - grandios gespielt von Nathalie Baye - unter den stets sichtbarer werdenden Zeichen ihres Alters. Zudem treibt sie langsam, aber sicher dem Bankrott entgegen. Und nicht zuletzt hat sie panische Angst vor dem Alleinsein. Doch noch hält sich Maguy. Finanziert eine illustre Entourage, zu der nicht nur ihre ebenfalls in die Jahre geratene "Busenfreundin" Katia und ein schwuler Coiffeur samt jungem Freund gehören, sondern auch die vom Balkankrieg nach Frankreich geschwemmten Serben, der als Chauffeur und Maguys Bettgespiel figurierende Mirko und der als Skipper und Künstler auftretende Stefan.
Etwas gelangweilt treibt die bunte Schar durch die sonnigen Tage, inszeniert sich selber und pflegt, obwohl zwischen den einzelnen Mitgliedern durchaus Spannungen bestehen, nach aussen den Anschein einer fidel das gemeinsame Leben geniessenden Freundesbande. Doch dann taucht eines Tages völlig unverhofft Maguys seit Jahren entfremdete Tochter Hélène im Haus ihrer Mutter auf. Sie bittet Maguy nicht nur um finanzielle Unterstützung, um in Paris ein eigenes Buchbinder-Atelier eröffnen zu können, sondern verliebt sich Hals über Kopf in Stefan. Was nicht nur Maguy nicht passt, sondern auch in Mirko eine tiefe Eifersucht weckt. Drunter und drüber gehen die Ereignisse nun. Es werden Intrigen gesponnen, ein verschwundener Fingerring sorgt für Aufregung, die Gefühle laufen über und irgendwann geschieht ein erster Mord.
"La Californie", der erste Spielfilm von Jacques Fieschi, ist die launige in die heutige Zeit übertragene Adaption von Georges Simenons wenig bekanntem Roman "Chemin sans issue". Wunderbar gelingt Fieschi darin die stimmungsvolle Inszenierung dekadenter Langweile, präzise ist seine Schilderung des durch seltsame Begierden und Ängsten bestimmte Verhalten seiner Protagonisten. Leider aber verliert sich die Story zunehmend im Nichts und dem ersten, in seiner Begründung noch nachvollziehbaren Mord folgen leider, leider, leider unbegründete weitere Gewalttaten.
Phänomenal ist Nathalie Baye als abgewrackt-zebrechliche Mittfünfzigerin; wie immer solide spielt Roschdy Zem den sie schamlos ausnutzenden Gefährten.
Fazit: Obwohl szenenweise durchaus gelungen, fehlt "La Californie" unterm Strich nicht nur die Spannung, sondern auch die Subtilität, welche die Qualität von Simenons Romanen und deren wirklich guten Leinwandadaptionen ausmachen.
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