La demolición Argentinien 2005 – 82min.
Filmkritik
Die Kraft des Widerstands
In seinem zweiten, auf einem Theaterstück von Ricardo Cardoso basierenden Kinospielfilm erörtert der Argentinier Marcelo Mangone in der Begegnung eines Fabrikbesetzers mit dem Angestellten einer Abbruchfirma humorvoll Pro und Contra des aktiven Widerstandes.
Zur letzten Jahrtausendwende steckte Argentinien tief in der Krise. Der Staat war bankrott. Die Reichen verliessen das Land. Zurück blieben, ohne Arbeit und Aussicht auf baldige Besserung der Situation, Mittelstand und Unterschicht. Erstaunlich rege - und zeitgeistkritisch - indes war in dieser Zeit die argentinische Filmbranche: Nicht nur Fernando E. Solanas («Memoria del saqueo», 2004), sondern auch Pablo Trapero («Mundo Grúa», 1999) Marcelo Piñeyro («Kamchatka», 2002), Lucrecia Martel («La Ciénaga» 2001), Juan José Campanella («Luna de Avellaneda», 2004) - um nur ein paar zu nennen - haben in ihren oft dem «magischen Realismus» verpflichteten Filmen die herrschenden Zustände unter die Lupe genommen und die Stehaufmännchenmentalität geschildert, die es braucht, um unter solchen Umständen zu überleben.
Jüngstes Leinwandoeuvre, das sich mit der Krise von damals beschäftigt - unter Präsident Kirchner hat sich die Lage in Argentinien nach 2003 etwas stabilisiert - ist «La demolición», der nach «Natural» (2002) zweite Kinospielfilm von Marcelo Mangone - eine mit Herz gedrehte «Dramödie».
Im Zentrum stehen der etwas in die Jahre geratene, bodenständige Osvaldo und der Traumtänzer Beto. Osvaldo jobbt nach Jahren der Arbeitslosigkeit bei einer Abbruchfirma und trifft eines Tages in einer stillgelegten Wollfabrik Beto. Beto hat zwar vor einigen Jahren den Job verloren, eines Tages aber beschlossen, wieder zur Arbeit zu gehen. Und da hockt er nun. Führt fiktive Telefonate, erteilt fiktiven Angestellten fiktive Befehle und fängt mit Osvaldo, der ihn hinauskomplimentieren möchte, einen heissen Disput über die momentane Krise und über das Für und Wider des aktiven Widerstandes. Und derweil sich die beiden stundenlang streiten, bahnen sich - weil sich irgendwann die Polizei und das TV mit einer Life-Berichterstattung einmischen - vor den Toren der Fabrik ungeahnte Ereignisse an.
«La demolición» basiert auf einem Theaterstück von Ricardo Cardoso, der zusammen mit Marcelo Mangone auch das Drehbuch schrieb. In den Hauptrollen besetzt mit Jorge Paccini und Enrique Liporace, die dem Stück schon auf der Bühne zu grossem Erfolg verhalfen, überzeugt «La demolición» durch starke, kluge und humorvolle Dialoge sowie durch hervorragende Schauspielerei. Leider nicht ganz so stark ist «La demolición» in seiner filmischen Umsetzung. Obwohl Kameramann Martín Nico, oft mit der Handkamera zugange, durchaus überzeugende Arbeit leistete, wird man phasenweise den Eindruck abgefilmten Theaters nicht los. Und was das Ende angeht, kommt dieses derart abrupt und unausgegoren daher, dass man den Verdacht nicht los wird, da sei mitten im Dreh das Geld ausgegangen.
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