CH.FILM

La vraie vie est ailleurs Schweiz 2006 – 83min.

Filmkritik

Liebe auf Schienen

Filmkritik: Dominique Zahnd

Menschen reisen mit dem Zug und treffen dabei andere Menschen: Was Regisseur Frédéric Choffat aus dieser Grundkonstellation macht, ist durchaus sehenswert.

Der Bahnhof in Genf. Eine Frau kauft gehetzt ein Ticket, sie reist geschäftlich nach Marseille. Dann folgt die Kamera ohne einen einzigen Schnitt der nächsten Person: Einem Mann, der gerade zum Zug eilt. Er will nach Berlin, um sein neugeborenes Kind zu besuchen. Die Kamera lässt ihn einsteigen und bleibt nun an einer jungen Frau hängen, die von ihren Freundinnen zum Gleis gebracht wird. Sie verlässt die Schweiz Richtung Neapel. Doch erst kriegt sie noch ein grosses Abschiedsgeschenk. Ein nerviger Schaffner macht ihren Trip durch die Nacht aber alles andere als zu einem Vergnügen.

Eine Frau, die einem wildfremden Mann ein Bahnticket spendiert. Ihn dann mit in ihr Hotel nimmt und dann... Ein Reisender, dem eine faszinierende Frau begegnet, mit der er sich unter einen Zug wirft. Wenig später schlafen sie miteinander. Eine Ferienhungrige, die mit ihrer Katze unterwegs ist und ständig belästigt wird - natürlich auch wieder im Zug.

Die Reisebegegnungen hier sind erst einmal alle flüchtig. Doch ob die Person, die auf dem Sitz gegenüber Platz genommen hat, im eigenen Leben von nun an eine wichtige Rolle spielen wird? Ob mit dieser Reise das echte Leben beginnt? Fragen über Fragen. Und die stellt der Schweizer Regisseur Frédéric Choffat mit «La vraie vie est ailleurs». Dabei deckt er gleich noch auf, was in den Köpfen von Schaffnern so vorgeht, und wie lieblos eine Minibar auf dem Weg nach Neapel betrieben werden kann.

Frédéric Choffat hat einen spannenden Episodenfilm über drei Menschen auf Reisen gedreht, dabei reduziert er das Setting auf ein Minimum. Vor allem die Musik lässt er gerne mal weg. Die natürlichen Geräusche reichen ja auch völlig aus. Die Stimmung wird so sogar noch intensiviert. «La vraie vie est ailleurs»: Das sind die Schauspieler, gerade mal eine Kamera plus Ton - mehr braucht es schlussendlich nicht, um eine intensive Stimmung zu erzeugen und mit diesen drei berührenden Begegnungen zu unterhalten.

17.02.2024

4

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Kommentare

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raffi44

vor 16 Jahren

ich war fasziniert..


zbalai

vor 17 Jahren

This is art for me.
Not so many things happen in this film. But direction and composition is so good, that you don't feel bored.
This is life.
Isolated, bitter, but this is how it is.;)


zuckerwättli

vor 17 Jahren

welche geschichte wohl aus welcher feder stammt? 3 geschichten, eine super (reise nach neapel: witzige idee und dialoge, super schauspieler - vor allem der kondukteur!), eine ok (marseille: gut gecastet, eigentlich witzige idee, aber viele klischees...), eine katastrophal mies (berlin: sollte das surreal sein, eine crazy fee oder so? so abgelutscht, so langweilig, hat richtiggehend genervt). schade, aber ansehen kann man ihn alleine schon wegen der neapel geschichte.Mehr anzeigen


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