L'homme de sa vie Frankreich, Italien 2006 – 114min.

Filmkritik

Sommer in der Provence

Beatrice Minger
Filmkritik: Beatrice Minger

Ein Gespräch zwischen Männern in der Morgendämmerung bildet den Dreh- und Angelpunkt von "L'homme de sa vie", dieser Geschichte einer aufkeimenden Liebesbeziehung im Sommer der Provence.

Jedes Jahr verbringen Frédéric (Bernard Campan) und seine (gleichnamige) Frau Frédérique (Léa Drucker) ihre Ferien zusammen mit Familie und Freunden in ihrem Sommerhaus. Sie sind beide Mitte dreissig, glücklich verheiratet und befinden sich an einem Punkt, an welchem sie sich bereits etwas träge aber zufrieden im Leben eingefunden haben. Doch ein einem gemütlichen Abendessen, zu welchem sie ihren Nachbar Hugo (Charles Berling) einladen, verschieben sich die Selbstverständlichkeiten langsam, aber spürbar in Richtung Ungleichgewicht.

Hugo ist schwul und hält damit nicht hinter dem Berg. Nachdem die anderen Sommergäste und schliesslich auch Frédérique trunken in ihre Betten gefallen sind, bleiben Frédéric und Hugo noch etwas sitzen. Während ihrem Gespräch wird Frédérics gefestigt geglaubter, konventioneller Lebensentwurf mit Hugos homosexuellen Lebens- und Liebesauffassung konfrontiert. Irritiert und gleichzeitig fasziniert fühlt Fréderic ein wachsendes Interesse an Hugo. Wenn ihre Wege sich in den folgenden Tagen vermehrt kreuzen, ist das mal zufällig, mal gewollt, aber immer geprägt von gegenseitigen, zögernden und spannungsgeladenen Annäherungsversuchen. Auch Frédérique nimmt die Veränderung wahr, und als Hugo Frédéric eines Morgens nach dem Joggen auf dem Rücken nach Hause trägt, weil der sich den Knöchel gebrochen hat, wird ihr mit einem Schlag klar, dass sie dabei ist, ihren Mann zu verlieren.

Zabou Breitman hat in ihrem zweiten Spielfilm als Regisseurin sehr feinfühlige und stimmige Bilder gefunden, diese Geschichte einer Dreier-Konstellation zu erzählen. Mit einer subjektiven Kameraführung und kontrastierenden Bildern, die zwischen träumerischen Nahaufnahmen und symmetrischen Weitwinkeleinstellungen variieren, hat sie eine Bildersprache gefunden, die der menschlichen Wahrnehmung sehr nahe kommt. Dazu kommt eine zyklische Erzählstruktur, in welcher sie immer wieder auf diesen Moment des Männergesprächs zwischen Nacht und Tag zurückkommt, der alle drei Leben verändert hat. Mit diesen Mitteln gelingt es Breitman auf einzigartige Weise, die inneren Konflikte der Figuren, ihre Verunsicherung, Verletzlichkeit und Emotionen darzustellen, was vom Schauspiel der Darsteller glaubhaft fortgesetzt wird. Das alles macht "L'Homme de sa vie" zu einem jener Filme, deren nachhallende Stimmung sich nicht so leicht abschütteln lassen.

07.06.2021

4

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Kommentare

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chutney

vor 17 Jahren

glaubwürdige Figuren, schöne Bilder, fein gesponnen - Kinovergnügen pur!


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