Love & other disasters Frankreich, Grossbritannien 2006 – 90min.

Filmkritik

Emily und die schwulen Männer

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Wo hin sie auch blickt, sieht Emily "Jacks" Jackson (Brittany Murphy) sich nur von schwulen Männern umzingelt.

Wahrscheinlich ist das nichts Ungewöhnliches, wenn man mit seinem besten Freund zusammenlebt und obendrein in der Modebranche arbeitet. Die Assistentin der britischen Vogue will sich aber auch gar nicht beschweren. Sie schläft ohnehin am liebsten mit Männern, die sie nicht liebt, und liebt dafür jene Menschen, mit denen sie nicht ins Bett geht. So formuliert es zumindest Peter (Matthew Rhys), besagter Mitbewohner, seines Zeichens Teilzeit-Journalist und verhinderter Drehbuchautor.

Es dreht sich in Jacks Leben in London also alles um die Arbeit, den Freundeskreis (zu dem auch die schrullige Tallulah und der - natürlich schwule - Galerist Finlay gehören) und den zur Bettgeschichte degradierten Ex. Dann lernt sie bei einem Foto-Shooting den hinreißend charmanten Argentinier Paolo (Santiago Cabrera) kennen - aber dass der etwas anderes als schwul sein könnte, steht für sie natürlich außer Frage.

Das Missverständnis, aus dem sich dann der Großteil des Plots von "Love and Other Disasters" entspinnt, ist eigentlich so lächerlich, dass es in der Realität wohl nach fünf Minuten aufgeklärt wäre.

Überhaupt muss man zu Beginn des Films Schlimmes befürchten: hinsichtlich des Gag-Niveaus, der vergleichsweise billigen Optik und auch der deutschen Synchronisation.

Aber überraschenderweise findet die Komödie von Alek Keshishian (der nach "Im Bett mit Madonna" wieder in der Versenkung verschwunden war) recht bald ihren Rhythmus - und wird tatsächlich ausgesprochen witzig.

Dazu tragen die sympathischen Darsteller bei, nicht zuletzt "Sin City"-Star Brittany Murphy, die einmal mehr eine gewinnende Kombination aus spleenigem Charme und komödiantischem Talent an den Tag legt, die einen wundern lässt, warum ihr nie der große Durchbruch gelungen ist.

Der unverkrampfte Umgang mit dem schwulen Filmpersonal ist mehr als erfreulich (und in romantischen Komödien längst nicht selbstverständlich) und bald stimmt sogar die Mischung aus albernen Klischees und originellen Skurrilitäten. Weil Peter sich sein Leben gerne als Drehbuch vorstellt, kommt zusätzlich auch noch eine Meta-Ebene ins Spiel, die auch die hollywoodschen Genre-Konventionen ironisch kommentiert - und selbst diese Selbstreflexion, inklusive eines Gastauftritts von Gwyneth Paltrow und Orlando Bloom, gelingt der gutgelaunten und cleveren Komödie erstaunlich leichtfüßig.

12.03.2008

3

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