One Way Deutschland 2007 – 117min.
Filmkritik
Von der Macht der Mittel und der Moral
Ein US-Drama «Made in Europe»: Eine einflussreiche Familie in New York vertuscht eine Vergewaltigung. Werbeprofi Eddie könnte dem Opfer helfen, doch seine Karrieregelüste verdrängen moralische Zweifel. Der Schweizer Filmer Reto Salimbeni und der deutsche Kinostar Til Schweiger haben diese moralische Abrechnung auf die Beine gestellt.
Er kann das Naschen nicht lassen, auch nicht, als die Verlobung mit Judy, Tochter des einflussreichen Agenturinhabers Russell Birk, ihm die schönsten Karriereperspektiven eröffnet. Der smarte Eddie Schneider (Til Schweiger) bumst noch schnell seine schnieke Nachbarin Vicky, bevor er eine wichtige Werbeperformance improvisiert und inszeniert. Es geht um eine millionenschwere Kampagne für eine Fluggesellschaft. Eddie zaubert und hat Erfolg. Seine Perspektiven sind prächtig. Die Verlobung mit Judy öffnet ihm Tor und Tür: Er wird Teilhaber der erfolgreichen Agentur. Kollegin Angelina, seine beste Freundin, die mit ihm offensichtlich noch kein Schäferstündchen verbrachte, ermahnt ihn, seine Seitensprünge endlich zu unterlassen. Juniorpartner Anthony, Eddies zukünftiger Schwager, dagegen meint, Angelina hätte ein Verhältnis mit Eddie und nimmt sie mit Gewalt. Angelina geht gegen den Täter vor - und wird zum Opfer gemacht. Die Birk-Familie scheint die besseren juristischen Klarten in der Hand zu haben, und setzt Eddie, der von Anthonys gewalttätigen Sexübergriffen weiss, unter Druck. Der Aufsteiger entscheidet sich für Judy und den Job. Doch seine Triebe und Karrieregelüste haben nachhaltige Folgen.
Erst jetzt nach dem sexy Vorgeplänkel beginnt der Film von Reto Salimbeni (Regie und Drehbuch) zu packen. Vor den Schranken des Gerichts - in diesem Ausmass und in dieser Dramatik nur in der kinofreundlichen US-Prozesskulisse möglich - wird der Kern des Themas offen gelegt. Das Opfer wurde fertig gemacht und muss vor der Macht der Mittel kapitulieren. Der Böse, der Täter, scheint zu obsiegen. Aber man ahnt es schon: Das Recht wird gebrochen, um der Gerechtigkeit doch noch zum Recht zu verhelfen.
Ein griffiges Thema, ein interessantes Gespann: Reto Salimbeni aus Thalwil ("Urban Safari") und Kinostar Til Schweiger fanden sich, ohne sich zu suchen. Schweiger, der auch als Produzent agiert, geht es um "ein universelles Thema und um emotionelle Gerechtigkeit". Ihn reizte es, Gewalt gegen Frauen auf amerikanische Hollywood-Weise darzustellen. Das theatralische System im Rechtssystem sei in den USA sehr ausgeprägt, das habe man genutzt, meint der Hauptdarsteller. Das funktioniert auch Made in Europe. Gleichwohl, Til bleibt Til, der Körperbetonte, der Smarte, der sich hier als Mittäter mit schlechtem Gewissen outen muss. Seine Sexeskapaden wirken tatsächlich theatralisch, aber als Held im moralischen Dilemma wirkt er glaubwürdiger als in seiner zweifelhaften Behindertenkomödie "Wo ist Fred?". Die Zusammenarbeit Salimbeni-Schweiger geht weiter. Weitere Filmprojekte des Duos sind in der Pipeline.
Dein Film-Rating
Kommentare
Nicht schlecht.
Mir gefällt die Kamera nicht besonders, es wirkt irgendwie distanziert, obgleich ich mir von der Geschichte Nähe verspreche.
weiss eigentlich gar nicht, warum till immer so aneckt. finde einiges von ihm sehr toll. auch diese geschichte ist gelungen, wenn auch ein wenige dürrenmatt'sche Aspekte durchdringen, aber von dem darf man schliesslich noch einiges lernen.
wenn Du mal sehen willst wie man eine VErgewaltigung an einem Mann rächt... dann los!… Mehr anzeigen
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