World Trade Center USA 2006 – 128min.

Filmkritik

Katastrophenfilm

Filmkritik: Jürg Tschirren

Oliver Stone stellt in seinem Beitrag zu den Attentaten vom 11. September 2001 nicht Verschwörungstheorien oder die Weltpolitik in den Mittelpunkt, sondern das Schicksal zweier Polizisten, die in den Trümmern des World Trade Centers auf Rettung hoffen. Mit ungewohnter Sensibilität ist ihm ein packendes, im besten Sinne unpolitisches Drama gelungen.

Als bekannt wurde, dass ausgerechnet Oliver Stone einen der ersten grossen Filme über die Katastrophe von 9/11 drehen wird, konnte man auf einiges gefasst sein. Auf irrwitzige Verschwörungstheorien wie in "JFK". Oder, schlimmer noch, auf eine schlecht erzählte Story wie zuletzt in "Alexander". Aber Stone überraschte alle und drehte einen Film, der - wie US-Kritiker nicht müde wurden zu betonen - nicht wie ein Oliver Stone-Film daherkommt.

"World Trade Center" zeigt die Ereignisse vom 11. September 2001 in New York City. Kaum ein Datum ist heute symbolträchtiger, aufgeladen mit Begriffen wie Al Kaida, Bin Laden, War on Terror und Irak. Zum Zeitpunkt der Attentate wusste man nichts davon. Die Retter (in der US-Umgangssprache: "Heroes"), die Menschen in Sicherheit brachten und selbst zu Opfern wurden, sind Stoff für einen Katastrophenfilm, nicht für ein Politdrama. Stone konzentriert sich bei der Umsetzung auf verbürgte Einzelschicksale, die der Polizisten John McLoughlin (Nicolas Cage) und Will Jimeno (Michael Pena), zwei von zwanzig Verschütteten, die aus den Trümmern befreit wurden.

In ungewohnter Weise verzichtet der Regisseur nicht nur auf Polemik, er ist auch nicht daran interessiert, die Geschichte mit bombastischen Bildern zu erzählen. Das Unglück selbst geschieht fast nebensächlich, etwa wenn die Polizisten zum Einsatzort rasen und die Kamera en passant Fussgänger zeigt, die gebannt in Richtung der brennenden Türme schauen, die selbst nur kurz zu sehen sind. Es gibt eindrückliche Szenen wie den Einsturz des zweiten Turms, den man zusammen mit McLoughlin und Jimeno in der Lobby des ersten Towers erlebt und eine Aschewolke auf sich zuwalzen sieht. Aber noch beeindruckender sind Szenen, in denen die beiden Polizisten unter den Trümmern begraben liegen und sich mit Geschichtenerzählen wach halten, weil das Einschlafen den Tod bringen könnte.

Stone inszeniert das alles mit ungewohnter Sensibilität und einem ordentlichen Mass an Sentimentalität. In den USA fand er dafür Beifall bis weit ins rechte Lager. Das mag befremdend wirken, denn der alte Provokateur war lange Jahre ein beliebtes Feindbild der Konservativen. Die Qualität von "World Trade Center" schmälert es aber nicht.

05.05.2022

3.5

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Kommentare

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Gelöschter Nutzer

vor 10 Jahren

Dieser eine Tag am 11. September im Jahr 2001 war schrecklich, finster, schwarz und dieser unwirkliche Anschlag stürzte eine ganze Nation in tiefe Trauer. Dass sich das Datum im Kalender jährlich wiederholt, an dem können wir nichts ändern und ist eine Koinzidenz. Es ist das Datum, an dem wir Frieden zeigen können, uns schönes widerfahren kann oder wir die Möglichkeiten haben, für jemanden da zu sein, wo es andere Opfer in dieser Welt nicht haben.Mehr anzeigen


Gelöschter Nutzer

vor 16 Jahren

Herzzerreissender Film.
Das einzige was mich störte, war dieser blöde Schnurrbart an Nicolas Cage, den hätten sie wirklich weglassen können...


sandy1983

vor 18 Jahren

weiss nicht ob ich mir den film anschauen werde, da würde mir nur alles wieder hoch kommen. jedes jahr sehe ich es im tv! die verzweifelte menschen und so. voll krass!!! ich hoffe das es mal endlich frieden gibt auf der welt, wäre schön...... LG


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