CH.FILM

Bersten Schweiz 2007 – 88min.

Filmkritik

Der Tod im Toggenburg

Andres Hutter
Filmkritik: Andres Hutter

Der Schweizer Schauspieler Michael Finger erzählt in seiner ersten Regie-Arbeit drei tragische Geschichten. Drei Menschen haben am selben Tag einen Todesfall erlebt. Alle versuchen auf ihre je eigene Art, den Verlust zu verarbeiten, sind dazu aber nicht in der Lage und belasten dadurch die Beziehung zu ihren Angehörigen massiv.

Die drei Episoden spielen alle im toggenburgischen Lichtensteig, berühren sich immer wieder und laufen doch nie ganz zusammen. Sie bleiben drei einzelne Geschichten, die nur der gemeinsame Schicksalsschlag verbindet. Regie führt Michael Finger, der zuvor vor allem als Schauspieler tätig war. Für seine Hauptrolle in "Utopia Blues" wurde er mehrfach ausgezeichnet, nun tritt er erstmals als Filmregisseur in Erscheinung.

Für "Bersten" liess Finger seine Schauspieler (Gabriela Brand, Sonja Meret Grüntzig, Kenneth Huber, Doro Müggler) viel improvisieren. Das Drehbuch wurde in gemeinsamen Proben ausgearbeitet und viele der Dialoge entstanden erst beim Drehen. Dieses Vorgehen mag der Authentizität des Filmes dienlich sein, der Dramaturgie und den Dialogen ist es jedoch oftmals nicht zuträglich. Der Film, der durch die parallel ablaufenden Handlungsstränge sowieso schon recht zerstückelt ist, hat Mühe, einen durchgehenden Faden durch die Geschichten zu spinnen.

Immer wieder wird die Geschichte so zu einer Aneinanderreihung von einzelnen Szenen. Weil das Handeln der Figuren oftmals irritierend und unverständlich ist, kann die wechselnde Abfolge dieser Momentaufnahmen manchmal willkürlich scheinen. Einige dieser Szenen, die ganz von den Schauspielern leben und in langen Einstellungen gezeigt werden, sind sehr gelungen. Manchmal merkt man ihnen die Improvisiertheit aber auch stark an. Erfreulich ist jedoch, dass Finger den Mut aufbringt, grosse Fragen aufzuwerfen - ohne sie beantworten zu können. Es sind Fragen nach dem Umgang mit Trauer und mit Menschen, die einen Verlust erlitten haben. Finger widersteht der Versuchung, diese Fragen mit einfachen Rezepten zu beantworten und lässt vieles offen.

"Bersten" ist nicht gerade zimperlich im Umgang mit seinen Figuren und lässt sie mit erstaunlicher Konsequenz ins Verderben stürzen. Denn der jeweilige Todesfall ist für die Hauptfiguren erst der Beginn des Abstiegs in die Krise. Der Film ist deshalb ziemlich erdrückend, verschafft damit den Fragen, die er aufwirft, jedoch sehr viel Dringlichkeit.

17.02.2024

3

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Kommentare

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patagonia

vor 16 Jahren

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