El baño del Papa - Das grosse Geschäft Brasilien, Frankreich, Uruguay 2005 – 98min.

Filmkritik

Der Zweck heiligt die Mittel

Filmkritik: Eduard Ulrich

Eine wahre Geschichte - nur der Zufall verhinderte, dass sie sich nicht so zutrug, wie hier geschildert. Dieses Motto verstehen Einrique Fernández und César Charlone in ihrem Erstling um einen bauernschlauen Schmuggler, der sich eine Papstvisite zu Nutze machen will, als Einladung zu einer Serie guter Einfälle.

Johannes Paul II., der Vorgänger des jetzigen Papstes, ist als sogenannter Reisepapst in die Mediengeschichte eingegangen. Tatsächlich besuchte er auch einmal das ärmliche Provinznest Melo in Uruguay, wo auch die beiden Regisseure Einrique Fernández und César Charlone aufwuchsen. Sie kennen die Anekdoten und Erzählungen, die sich auch noch Jahre später um dieses singuläre Ereignis ranken, und bauten damit eine Geschichte des verzweifelten Strebens nach Erfolg.

Beto ist ein armer Familienvater, der - sofern ein Auftrag vorliegt - mit seinem Fahrrad über die nahegelegene Grenze nach Brasilien Schmuggelware transportiert, was famose Bilder ergibt, die daran erinnern, dass Charlone bei "Ciudad de deus" mit der Kamera zauberte. Als die Kunde vom Papstbesuch die Runde macht, versprechen sich die Ärmsten der Armen von der gerüchteweise herumgebotenen Zahl mehrerer 10'000 Besucher einen Jahrhundertreibach. Jede entwickelt ihre Produktidee, einige setzen sie sogar um, wofür sich manche tief verschulden.

Beto, der eine Frau und eine studierwillige Tochter ernähren muss, schliesst messerscharf, dass bei so vielen Besuchern auch viele dabei sein werden, die ihr Geschäft nicht in der freien Natur verrichten, sondern lieber zeitgemässen Komfort in Anspruch nehmen möchten. Für eine gebührenpflichtige, öffentliche Toilette fehlen also nur noch das Geld und die Teile, die es in Brasilien gibt, bei seinem Metier also sozusagen auf dem Weg liegen. Am Geld hapert es noch, aber auch dafür liegen Lösungen in Griffnähe, die allerdings jeweils einen Haken haben. Beto lässt sich davon nicht entmutigen und kämpft mit beinah allen Mitteln um diese (vermeintliche) einmalige Chance.

Dass dabei die Beziehungen zu Frau und Tochter auf eine ernste Probe gestellt werden, liefert die zwischenmenschliche Schmiere, die verhindert, dass die Handlung harzt. In diesem Mikrokosmos weniger Personen wird eine weite Spanne an Gefühlsregungen von den perfekt besetzten HauptdarstellerInnen gezeigt, und beim Besuch des Papstes werden dann geschickt Archivaufnahmen und selbst gedrehte Teile kombiniert. Das ergibt einen runden, witzigen und originellen Film, der bereits an einigen Festivals ausgezeichnet wurde.

17.02.2024

4

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