Funny Games U.S. Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Grossbritannien, USA 2007 – 111min.

Filmkritik

Abgekartet

Filmkritik: Eduard Ulrich

Wenige Filme stellen die Geduld und Empathie des Publikums derart auf die Probe wie Michael Hanekes gleichermassen brillante und enervierende Studie zum Thema individuelles Verhalten gegenüber willkürlicher Gewalt, die seit ihrer europäischen Urfassung aus dem Jahr 1997 nichts an Aktualität und Brisanz eingebüsst hat.

Leider kann man das gesamte Wirkungspotential dieses aussergewöhnlichen Werks nur ausschöpfen, wenn man die Vorstellung gänzlich uninformiert, also vollkommen ahnungslos besucht, denn nur dann kann man die selbe Entwicklung durchlaufen, die dem vergnügt und voller Vorfreude auf die Sommerferien anreisenden Ehepaar samt 10jährigem Sohn und gepflegtem Labrador blüht.

Ziel der mit extremen Schatten gefilmten Anreise ist ein feudales Ferienhaus in den legendären "Hamptons" - Refugium der Wohlhabenden an der von Meeresarmen durchzogenen Küste, wenige Autostunden von New York entfernt. Während Vater (Tim Roth) und Sohn das Segelboot zu Wasser lassen, bereitet die Mutter (Naomi Watts, die auch als Mitproduzentin amtete) das Abendessen vor. Da erscheint überraschend Besuch: Zwei junge Burschen (Michael Pitt, Brady Corbet), die nicht nur ganz in Weiss gekleidet sind, sondern auch seltsamerweise weiße Baumwollhandschuhe tragen.

Sie geben sich als Freunde einer in der Nähe wohnenden, mit dem Elternpaar bestens bekannten Familie aus und zerstreuen so gewisse Irritationen, die ihr doch etwas ungewöhnliches Verhalten hervorruft. Obwohl sie die Familie nicht kennen, benehmen sie sich wie langjährige, enge Vertraute, nehmen deren Dienste in Anspruch und deren Eigentum in Beschlag. Als es den Eltern zu bunt wird und sie sich gegen diese Eingriffe wehren, eskaliert die Situation ein erstes Mal, und insbesondere der Vater sieht sich in die Defensive gedrängt.

Auch wenn hier schon eine vollkommen überzogene Brutalität aufblitzt, so glaubt wohl niemand, dass dies erst der Auftakt für einen zähen, zerstörerischen Prozess der Demütigungen ist, denn immer wieder wahren die beiden bösen Buben den Schein des Anstands und der Höflichkeit, indem sie ihre Grausamkeiten mit gewählten Worten begleiten und scheinbar äussere Umstände und Notwendigkeiten oder absurde Erklärungen anführen.

Michael Haneke, der Meister der einfachen, aber hochwirksamen Stilmittel, spart die erruptiven Gewaltanwendungen aus und blickt nur ungerührt in die Gesichter der geschundenen Opfer - ein Verfahren, das er nicht erfunden hat, das hier aber besonders gut funktioniert, weil es sich um elementare Verabreichungen handelt, die man sich unschwer ausmalen kann, wobei man aber über die Schwere im Unklaren gelassen wird. Wie die mutmassliche Fantasie der Opfer ist auch diejenige des Publikums ständig damit beschäftigt, mögliche Fortsetzungen und Rettungsmöglichkeiten zu ventilieren. Dramaturgische Ehrensache ist es dann, dass eine wahrhaft virtuelle Peripetie der angestauten Aggression Linderung verschafft. Trotzdem bleibt die nervliche Belastung hoch, wenn man sich auf dieses "Spiel" einlässt, und der Gewinn wird neben dem Genuss am überzeugenden Schauspiel vor allem im Beobachten der eigenen Reaktionen liegen.

17.02.2024

5

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Kommentare

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Janissli

vor 6 Jahren

Schockierender Psychothriller welcher die möglichen Abgründe der Menschen gekonnt aufgreift.


crazyjohn

vor 16 Jahren

Denken sie dieser Film ist so ein Mainstream Splatter Movie? Wenn ja bleiben sie zuhause... Die meisten die den Trailer sahen dachten das nämlich... Kein Kommerzfilm...

Ein spannender Film ( in der Mitte etwas schwerfällig) der verstörende gewalt zeigt die man gar nicht sehen kann. Also heisse gewalt wenn dies jemand ein Begriff ist.Mehr anzeigen


colette

vor 16 Jahren

funny games us stimmt fast 1-1 mit dem orginal überrein! tolle besetzung vor allem naomi watts und michael pitt! trotzdem ein grauenhafter film den es nicht gebraucht hätte!


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