Juno Kanada, Ungarn, USA 2007 – 96min.
Filmkritik
Mutter werden ist nicht schwer
Mit "Juno" ist Regisseur Jason Reitman und seiner Drehbuchautorin Diablo Cody ein seltenes Kunststück gelungen: Eine Coming-Of-Age-Komödie, in der jede Dialogzeile sitzt und jede Figur dein bester Freund sein könnte. Daneben sehen andere Teenager-Komödien ziemlich blöd aus.
Unter allen "Derrick"-Folgen, die ich je gesehen habe, gab es keine mit einer halbwegs überzeugenden Disco-Szene. Die jungen Leute im Fernseher bewegten sich wohl zur Musik, aber sie taten es seltsam verkrampft und mit starrem Blick, wie ein echter Teenager niemals tanzen würde. Gut, hier geht es nicht um deutsche Krimiserien, doch was oben gesagt wurde, gilt für viele Filme, in denen Jugendliche eine Rolle spielen: Irgendetwas stört immer. Die Protagonisten reden zu brav, zu cool, zu gekünstelt, zu echt, zu wenig oder zu viel.
Erst im Vergleich mit anderen Teenager-Filmen wird darum klar, wie grandios "Juno" wirklich ist. Denn hier redet Ellen Page als Juno MacGuff vielleicht nicht wie ein echter Teenager, aber doch so, wie man sich einen echten Teenager auf der Leinwand reden wünscht. Dass Diablo Cody für ihr erstes Drehbuch den Oscar erhielt darf darum nicht erstaunen - im Gegenteil: Alles andere wäre ein Affront gewesen (der Film war ausserdem nominiert für die beste Regie, die beste Hauptdarstellerin und als bester Film).
Bereits der Anfang ist entzückend: Juno auf dem Weg zur Drogerie, in ihrer Hand ein grosser Kanister Orangensaft. Dazu läuft ein Folk-Song von Barry Louis Polisar (um den Soundtrack kümmerte sich Ex-Moldy-Peaches Kymia Dawson). Den vielen Orangensaft trinkt Juno mit gutem Grund: Um genug Urin für ihren Schwangerschaftstest zu sammeln. Machen wir es kurz: Der Test fällt positiv aus und Juno entschliesst sich, ihr Kind auszutragen, später zur Adoption frei zu geben und die neun Monate dazwischen mit so vielen sarkastischen Bemerkungen zu füllen, wie möglich.
Im Lauf des Films werden die Zoten weniger und die Beziehungen zwischen den Figuren wichtiger. Denn trotz Ellen Pages starker Performance ist "Juno" beileibe keine One-Woman-Show: Es gibt den tapsigen Kindsvater (Michael Cera) ebenso wie die knuffigen Eltern (J.K. Simmons und Allison Janney) und ein Yuppie-Pärchen, das Junos Baby adoptieren will (Jason Bateman und Jennifer Garner). Zwischen ihnen entspannt sich eine rührende Geschichte, die - wie es Juno bei anderer Gelegenheit sagt - "cool ist, ohne sich anzustrengen".
Kaum eine (Coming-Of-Age-)Geschichte macht mit solcher Leichtigkeit alles richtig. Aktuell kommt da nur "Superbad" in den Sinn. Man könnte es auch anders sagen: Wäre "Superbad" ein 16-jähriger Junge - keine Frau würde besser an seine Seite passen als "Juno".
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Kommentare
super Film, eine Teenagerschwangerschaft hat man so noch nie gesehen. Die Hauptdarstellerin ist top.
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