La reina del condón Irland, Schweiz 2007 – 76min.
Filmkritik
Zwischen Kondom und Castro
In den Sechzigerjahren bricht eine junge Frau von Rostock (DDR) nach Kuba auf. Monika Krause folgt einem kubanischen Kapitän und findet auf Castros Insel Erfüllung - als Aufklärerin und Kämpferin gegen Machismus, fast 30 Jahre lang. Silvana Ceschi und Reto Stamm sind ihren Spuren gefolgt - bis in die Gegenwart.
Es ist die Zeit, als die Mauer in Berlin gebaut wurde. Monika Krause studierte an der Universität Rostock Lateinamerikanistik und lernte den jungen kubanischen Kapitän Jesús Jiménez Escobar kennen. Sie verliebte sich, heiratete ihn und folgte ihm nach Kuba, wo sie als Übersetzerin arbeitete (auch für den Staatschef Fidel Castro) und sich mit Vilma Espín, der Leiterin der nationalen Frauenförderung, anfreundete.
Monika Krause Jiménez entwickelte ein Sexualaufklärungsprogramm und verbreitete es in wöchentlichen Radio- und Fernsehsendungen. Sie war die erste Frau auf Kuba, die öffentlich über Sexualität und Machismo sprach, aufklärte und letztlich eine sexuelle Revolution anschob. Sie, die als DDR-Bürgerin gewohnt ist, offen über Sexualität zu sprechen, begriff nicht, dass im sozialistischen Staat Kuba das Thema Sexualität tabu ist und das auch bis in die 1980er-Jahre. Und predigte das Recht der Frau auf ihren Körper. Sie provozierte Männer und Öffentlichkeit, wurde "La Reina del Condón", zur Königin der Kondome.
Später wird sie sagen: "Das war mein glücklichste Zeit." Sie stand in der Öffentlichkeit, war in Castro-Kreisen etabliert, wurde geliebt und gehasst. Ihr Ehemann Jésus freilich kam mit diesem Prominentenstatus und ihrer propagierten Freizügigkeit nicht klar. Die Ehe scheiterte. Letztlich musste sie auch ihr Engagement abbrechen, fiel in Ungnade, wurde mit Redeverbot belegt und trat dennoch weiter gegen die Ausgrenzung von Homosexuellen ein. 1990 - die Berliner Mauer ist gefallen - kapitulierte sie und flüchtete mit ihren jüngeren Sohn Daniel nach Deutschland, wo sich bereits der ältere Dictys Jiménez, aufhielt. Sie lebt heute, wieder verheiratet, an der Nordsee.
Wehmut und eine Spur von Bitterkeit schwingen mit, wenn die Sexualkämpferin über ihre kubanische Zeit spricht? wie am Filmfestival von Locarno letztes Jahr. Die forsche Idealistin aus der ehemaligen DDR konnte ihre Arbeit nicht vollenden. Sie wurde auf der Karibikinsel als Frauenkämpferin berühmt. Doch nicht allein die Aufklärungsarbeit einer Europäerin auf der Karibikinsel interessierten die Silvana Ceschi und Reto Stamm, nicht nur ihr Mut und Durchsetzungsvermögen als Frau im Castro-Regime. Es geht ihnen auch um die Geschichte der Söhne, ihre Prägung durch das Leben ihrer Mutter, ihre Widersprüchlichkeit, vielleicht auch Zerrissenheit. Die Zürcher Filmemacher gehen behutsam und verständig auf ihre Protagonistin ein und zeigen gleichzeitig ein Kuba in einem anderen gesellschaftlichen Licht. Eine spannende Zeitreise.
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Kommentare
ein aussergewöhnlicher film über eine sehr couragierte frau - und sehr unterhaltsam.
aussergewöhnlicher film über eine couragierte frau - und sehr unterhalstam
ein aussergewöhnlicher film über eine couragierte frau? und sehr unterhaltsam
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