Filmkritik
Ein Meister fällt vom Himmel
Der Basler Künstler Heinrich Lüber ist in der internationalen Performance-Szene eine bekannte Grösse, obwohl oder vielleicht gerade weil seine Performances das Publikum spalten. Nun können der Kunst Nahe- und Fernstehende in "Lüber in der Luft" erleben, wie sich der kontroverse Künstler auf seine spektakulären Performances vorbereitet und sie ausführt.
In seiner Arbeit beschäftigt sich Heinrich Lüber mit dem öffentlichen Raum und den verschiedenen Wirkungen auf die Öffentlichkeit. Er konfrontiert die Menschen mit seiner Kunst dort, wo sie nicht damit gerechnet hätten: Mitten auf einer Grossbaustelle, an einem verlassenen Strand oder zwischen sterilen Bürokomplexen. Unter dem Motto: "Wenn die Menschen nicht zur Kunst kommen, kommt die Kunst zu den Menschen" macht er die Passanten zu Zuschauern und stellt die gewohnte Umgebung für ein paar Stunden in einen andern Zusammenhang. Dabei steht Lüber selbst im Zentrum seiner Perfomances. Schwindelfrei und Wind und Wetter trotzend nimmt er immer wieder Extrempositionen ein, die er beinahe stoisch erträgt.
"Welche technischen Tricks stehen da dahinter?", fragt man sich als neugieriger Zuschauer und wird auf eine Geduldprobe gespannt. Es dauert eine Weile, bis man erfährt, welche technischen Raffinessen hinter Lübers Performances stecken und auf welche Weise er die Gesetze der Schwerkraft überwindet. Kameratechnisch hat das Team um Anna-Lydia Florin perfekte Arbeit geleistet, um die kontroversen Kunst-Projekte möglichst dreidimensional auf die Leinwand zu bringen. Ein experimentell gehaltener Soundtrack - oft nur eine Aneinandereihung von verschiedenen Tönen - untermalt das Visuelle gekonnt.
"Lüber in der Luft" ist ein Versuch, dem Künstler Lüber und seinem Schaffen näher zu kommen. Fast gar keinen Raum nimmt das Privatleben des Künstlers ein. Der Fokus des Films liegt eindeutig auf den Performances. Lübers Weg vom kreativen Studenten, der gerne Motto-Parties zum kontroversen Künstler auf internationalem Parkettorganisiert, wird nur fragmentarisch erzählt. Das ist ein Schwachpunkt dieses Films. Vielleicht liegt es aber auch an Lüber selbst, der seine Performances viel lieber für sich selbst zu sprechen lassen scheint, als mit grossen Worten sich und seine Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen.
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