Tödlicher Anruf Deutschland, Japan, USA 2008 – 87min.
Filmkritik
Das Handy bringt den Tod
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Hollywood im Ausland nach Inspiration sucht und sich an Remakes erprobter Stoffe wagt. Die Akribie, mit der allerdings ein japanischer Horrorfilm nach dem nächsten seine amerikanische Neuverfilmung erfährt und so quasi ein ganzes Genre geschröpft wird, ist allerdings doch bemerkenswert.
Der Grusel aus Fernost erwies sich für die Traumfabrik als Segen und Goldgrube gleichermaßen, als Ende der Neunziger Jahre der Boom des humorvollen und selbstironischen Horrors à la «Scream» zusehends dem Ende entgegen strebte. In Japan waren da längst günstig produzierte, mit Mystery- und Psycho-Elementen angereicherte Gänsehautgeschichten der Renner und bereits der erste Versuch einer US-Adaption, «The Ring» mit Naomi Watts, erwies sich als veritabler Kassenhit. Seitdem ist man in Hollywood auf den Geschmack gekommen, und nach «The Grudge», «Dark Water» oder «Pulse» folgt nun auch die Neuauflage von «One Missed Call».
Das Muster dieser Filme setzt sich meist aus den immer gleichen Versatzstücken zusammen: unheimliche Kinder und andere Geister treiben ihr Unwesen, Tod bringende Flüche lasten auf Häusern wie Personen und es dauert nicht lange, bis die hübsche Protagonistin an ihrem Verstand zweifelt. Auch der vom Franzosen Eric Valette inszenierte Telefonthriller stellt da keine Ausnahme dar.
Im Freundeskreis der Studentin Beth (Shannyn Sossamon, die mit bald 30 in der Studentenrolle noch lustloser wirkt als sonst) sorgen mysteriöse Handy-Anrufe für Angst und Schrecken. Mit einem gespenstischen Klingelton (den übrigens Ex-Eurythmics-Star Dave Stewart komponiert hat) kündigt sich eine schockierende Nachricht auf der Mailbox an: zu hören sind die entsetzlichen Aufnahmen der letzten Sekunden des eigenen Lebens - und tatsächlich sterben alle Angerufenen genauso, wie sie es ein paar Tage vorher hören konnten. Gemeinsam mit dem Polizisten Jack (Ed Burns, ausstrahlungsarm wie eh und je) setzt Beth alles daran, dem tödlichen Treiben ein Ende zu setzen. Doch dann klingelt auch ihr Handy...
Wer die Nase voll hat von voyeuristischem Torture Porn im Stile von «Hostel», der dürfte auch in «One Missed Call» Gefallen finden an dem softeren Gruselhorror aus Japan, in dem das Blut weitaus spärlicher fließt. Doch das dezente Augenzwinkern des Originals von Takashi Miike ist in der arg vorhersehbaren und fahrig inszenierten Hollywood-Variante ebenso verloren gegangen wie die Spannung. Man wird das Gefühl nicht los, dass das Genre sich allmählich totgelaufen hat, weswegen man sich selbst in Asien kaum noch für den «J-Horror» interessiert. Nur in den USA hat man das bisher niemand mitbekommen: da ist mit «The Eye» längst das nächste Remake angelaufen.
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