Sunny Hill Schweiz 2007 – 80min.
Filmkritik
Selbstmord-Weekend
Kammerspiel über eine Gruppe junger Menschen, die sich zum kollektiven Selbstmord in die Berge zurückzieht. Mit wenig Geld und in kurzer Zeit gedreht, überzeugt der Erstling des Schweizers Luzius Rüedi dank seiner klugen und nüchternen Auseinandersetzung über Gruppendynamik und Selbstmord.
Gabriel (Karsten Mielke) will sterben. Doch behagt ihm die Vorstellung nicht, alleine aus dem Leben zu scheiden. In einem Online-Suizidforum findet er fünf junge Menschen, mit denen er sich zum kollektiven Selbstmord verabredet. Man beschliesst, von Berlin aus in die Schweizer Berge zu fahren und dort gemeinsam von einer hohen Felswand zu springen. Zuvor will man aber noch einen Tag in einem Chalet nahe der geplanten Absprungstelle verbringen.
Doch die Stimmung zwischen den sechs Lebensmüden ist von Anfang an angespannt und verschlechtert sich zusehends, da sich Gabriel, die treibende Kraft des Vorhabens, als dominanter Anführer aufspielt. Aber je näher der Zeitpunkt des Todes heranrückt, um so schwieriger wird es für ihn, die Gruppe zusammenzuhalten. So kurz vor dem Tod erscheint das Leben für einige seiner Mitstreiter auf einmal wieder lebenswert. Als die Gruppe schliesslich auseinander zu brechen droht, beginnt Gabriel, massiven Druck auf die einzelnen Mitglieder auszuüben.
Wenig Geld und noch weniger Zeit stand dem Schweizer Regisseur Luzius Rüedi für sein Spielfilm-Debut zur Verfügung. Diese spärlichen Mittel haben jedoch ausgereicht, um ein dichtes Kammerspiel zu schaffen, das bis zu den letzten Filmminuten zu fesseln vermag und nicht umsonst bereits am internationalen Wettbewerb des Filmfestivals in Montreal 2008 sowie an den Solothurner Filmtagen und am Schaffhauser Filmfestival 2009 gezeigt wurde.
Die unterschiedlich motivierten Gründe der Selbstmordkandidaten interessierten Rüedi nur bedingt. Weitaus zentraler schien ihm die Gruppendynamik in einem unerhörten Ausnahmezustand: Sechs unbekannte Menschen teilen den persönlichsten Moment ihres Lebens. Ob und wie sich ihre individuelle Entscheidung zum Selbstmord im Zusammensein mit Gleichgesinnten verändern könnte und wie sich damit auch das Gefüge der Gruppe wandelt, führt der Film sehr beeindruckend vor. Er tut dies schnörkellos, versetzt das hervorragende Schauspiel-Ensemble (u.a. Patrick Rapold, Uta Kargel, Christian Weber, Araba Walton) in eine fast schon morbide Ferienstimmung inmitten einer mystischen Berglandschaft und lässt sie dort mit beklemmender Lakonie über den Tod und nach und nach auch über das Leben reflektieren.
Dein Film-Rating
Kommentare
Für mich ein sehr guter Film mit emotionaler Vielschichtigkeit und berührender Tiefe. Gibt Stoff zum Nachdenken, Nachfühlen, diskutieren und einfach nur in sich still werden. Und all dies zeichnet einen guten Film doch aus!
Dieser Film hat mich nicht wirklich überzeugt. Stellenweise gut, aber in der Handlung auch etwas zerrissen und "langfädig".
Sunny Hill überzeugt mit seinem natürlichen Umgang mit einem schwierigen Thema und einer Geschichte wie sie tatsächlich passieren könnte.
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