Tell Deutschland, Schweiz 2007 – 96min.
Filmkritik
Apfelschuss ins Blaue
In Mike Eschmanns Variante von Wilhelm Tell ist vieles anders als bei Schiller: Tell ist eigentlich Österreicher und begeht seine Heldentaten nur, um endlich den Schweizer Pass zu erhalten. Lustiger ist die Geschichte dadurch leider nicht geworden.
Im Film ist Wilhelm Tell (Mike Müller) gebürtiger Österreicher und tingelt als Hochstapler durch Schweizer Dörfer, um Bäuerinnen sein Schönheitsmittelchen anzudrehen. Unterdessen versuchen auf dem Rütli drei Eidgenossen, einen Eid gegen die Österreicher abzulegen. In ihrem Auftrag macht sich Tell zusammen mit dem Eskimo Val-Tah (Axel Stein) auf den Weg in die habsburgische Festung. Dort soll er dem Reichsvogt Gessler (Udo Kier) und seinem Adjutanten (Christian Tramitz) das Handwerk legen, um zur Belohnung endlich den lang ersehnten Schweizer Pass zu erhalten.
Nach "Achtung, fertig, Charlie!" haben sich Mike Eschmann und sein Team nun einen noch schweizerischeren Stoff als die Rekrutenschule vorgenommen. Und es wurde gleich mit der grossen Kelle angerührt: Die Produktion ist für Schweizer Verhältnisse äusserst aufwändig, bei Kulissen und Kostümen wurde nicht gespart, und unter den Schauspielern finden sich auch einige Grössen aus dem Ausland.
Und an den Schauspielern liegt es durchaus nicht, dass aus "Tell" keine besonders lustige Komödie geworden ist. Die Geschichte hat einfach zu viele Durchhänger, die überbrückt werden müssen, und in den umständlichen Dialogen werden die ohnehin rar gesäten Pointen regelmässig kaputtgeredet. So bleiben die Schauspieler weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Selbst Mike Müller und Christian Tramitz, die ihr komödiantisches Talent andernorts bereits mehrfach bewiesen haben, können die Mischung aus flachen Fonduewitzen und biederen Zoten nicht immer retten. Einzig Udo Kier, der auch sonst gerne als Bösewicht besetzt wird, ist als Louis XIV-Verschnitt mit Frisurentick herrlich albern.
Dabei hat Eschmann Grosses vor: Nach "Achtung, fertig, Charlie!" und "Breakout" will er auch mit "Tell" wieder provozieren: Heilige Kühe sollen geschlachtet werden, heisst es in der Pressebroschüre. Doch die Demontage des Nationalhelden will nicht so recht gelingen, dazu ist der Film dann schlicht zu brav. Und dass der Konflikt zwischen Schweizern und Österreichern zugespitzt wird, dürfte selbst vor der Fussball-EM, wo allerorts die schweizerisch-österreichische Freundschaft betont wird, kaum für rote Köpfe sorgen.
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Kommentare
Wir wollten uns den Film gestern im TV anschauen, durchgehalten haben wir gerade mal 15 Minuten. Wirklich schade, dass die Schweiz es irgendwie nicht schafft gute Filme zu machen. Das SF hat in den vergangenen Jahren viele neue Produktionen gezeigt aber wirklich überzeugt haben mich gerade mal ungefähr drei. Schade, schade... Hoffentlich wird in Zukunft wieder besseres produziert! Früher gings schliesslich auch. Die alten CH-Filme sind top!!… Mehr anzeigen
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