Australia Australien, Grossbritannien, USA 2008 – 165min.
Filmkritik
Fast wie die Alten sungen
In seinem ersten Film seit "Moulin Rouge" erzählt Baz Luhrmann ganz im Stile klassischer Kinoepen, an denen sich "Australia" unübersehbar orientiert, in grandiosen Bildern von Liebe und Abenteuer, von Krieg und Rassismus.
Ungemein dynamisch, geradezu hektisch und übervoll ist die Exposition, in der Baz Luhrmann die Ankunft der britischen Aristokratin Lady Ashley (Nicole Kidman) in Australien schildert und die individuelle Geschichte gleichzeitig in die weltpolitische Lage Ende der 1930er Jahre mit Kriegsgefahr in Europa und japanischem Imperialismus im Pazifik einbettet. Der ironische Blick sowie eine Überinszenierung mit extremen Zooms und spektakulären raumgreifenden Kamerabewegungen und -perspektiven, in denen die Schönheiten Australiens gefeiert werden, verleihen diesen Szenen einen geradezu slapstickhaften Charakter. Mit dem Eintreffen der Lady auf der von ihrem Mann aufgebauten Farm wird der Erzählfluss aber ruhiger und Luhrmann nimmt die inszenatorischen Mätzchen zunehmend zurück.
Auf sich allein gestellt ist die vornehme Dame im Outback, denn ihren Mann hat ein das Monopol anstrebender Rinderbaron inzwischen ermorden lassen. Wie diese Ausgangssituation an Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" erinnert, so ist der folgende Viehtreck durch den Outback nach Darwin, bei dem Lady Ashley von dem freiheitsliebenden Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) und einer kleinen Gruppe Getreuer unterstützt wird, unübersehbar von Howard Hawks' "Red River" beeinflusst. Und wie einst Rhett Butler und Scarlett O'Hara in "Gone with the Wind" kommen sich auch hier die gegensätzlichen Protagonisten schnell näher, finden aber - zumindest vorerst - nicht zueinander. Ist diese erste Hälfte des 165-minütigen Films von Abenteuerfilm und Western beeinflusst und der Erzählton ausgesprochen leicht, so werden in der Folge mit der Bombardierung Darwins durch die Japaner nicht nur actionmässig, sondern zunehmend auch emotional schwerere Geschütze aufgefahren.
Zu den Vätern dieses Films sind aber nicht nur die grossen Kinoepen zu zählen, sondern auch Philipp Noyces "Rabbit Proof Fence", in dessen Tradition Luhrmann den australischen Rassismus mit Verschleppung von Aborigine-Kindern anprangert. Denn erzählt wird "Australia" nicht aus der Perspektive von Lady Ashley, sondern aus der des etwa 12-jährigen Mischlings Nullah (Brandon Walters), dessen kindliche Erzählhaltung dem Epos einen teils märchenhaften Charakter verleiht, der durch das durchgängige Spiel mit dem Klassiker "The Wizard of Oz" und den magischen Kräften der Aborigines noch verstärkt wird. So ist "Australia" ein zwar visuell opulentes und hervorragend besetztes, aber auch altmodisches Kinoepos, das nie über seine Vorbilder hinausgeht, sondern vielmehr eine längst vergangene Kinozeit wiederaufleben lässt.
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Kommentare
Ich bin ein Australia Fan: Meine Bewertung über den Durchschnitt ist durch die Landschaftsszenen beeinflusst
die story ist ja gut, aber hergott noch mal muss man denn heutzutage in
jeden streifen die digitalen sch...
effekte und hintergründe packen. ich kann den schrott nicht mehr sehen. lasst doch nicht computerfreaks
auch noch filme machen! unser alltag ist schon genug vollgestopft mit dem
digitalen unsinn! wo bleiben leute wie
einst sergio leone?… Mehr anzeigen
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