Der Mann, der niemals lebte USA 2008 – 128min.

Filmkritik

Stars und böse Buben

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Ein Politthriller von Ridley Scott mit Leonardo DiCaprio und Russell Crowe in den Hauptrollen - das klingt zunächst viel versprechend. Doch leider muss man im Falle von «Body of Lies - Der Mann, der niemals lebte» feststellen, dass die Vorfreude nicht von langer Dauer und der unglückliche deutsche Titel noch das geringste Problem ist.

Wie schon zuletzt in «American Gangster» lässt Ridley Scott hier zwei Ausnahmeschauspieler aufeinander treffen, ohne dass sie besonders oft gemeinsam auf der Leinwand zu sehen wären. Doch die Rollenverteilung ist dieses Mal weniger eindeutig: Leonardo DiCaprio spielt den CIA-Agenten Roger Ferris, dessen Einsatzgebiet Jordanien ist, wo er dem gesuchten Terroristen Al-Salim auf der Spur ist. Gesteuert wird seine Arbeit aus den USA, vom Laptop und Handy seines Vorgesetzen Ed Hoffman (Russell Crowe). Ob dabei die Motive seines Bosses wirklich immer ehrenwert sind, weiß der aufrechte Ferris allerdings ebenso wenig einzuschätzen wie beim aalglatten Chef des jordanischen Geheimdienstes (sehenswert: der Brite Mark Strong, demnächst auch in Guy Ritchies «RocknRolla» zu sehen).

Den Terror-Klischees und arabischen Bösewichtern, die man mittlerweile in jedem dritten Hollywood-Thriller sieht, hat leider auch «Body of Lies» kaum etwas hinzuzufügen, auch wenn Scott sich ebenso sichtbar wie vergeblich darum bemüht, ach so brennende Aktualität heraufzubeschwören. Leider lassen ihn ausgerechnet seine Hauptdarsteller im Stich. Oscar-Gewinner Crowe macht es sich allzu leicht und begnügt sich damit, seine Figur uninspiriert und banal als schmierigen Fresssack anzulegen. Das lässt schmunzeln, besitzt aber kaum Komplexität. Auch DiCaprio, dessen Rolle wesentlich größer ist, gelingt es bei aller Souveränität kaum, einen wirklich vielschichtigen Charakter entstehen zu lassen.

Ordentliche Action hätte davon womöglich ebenso ablenken können wie von der Tatsache, dass Scott und sein Oscar-prämierter Drehbuchautor William Monahan (als Vorlage diente ein Roman von David Ignatius) das Potential des spannungsgeladenen Arbeitsverhältnisses zwischen Ferris und Hoffman viel zu wenig ausreizen. Doch Spannung und Rasanz entfalten hier viel zu spät ihre Wirkung, wenn Ferris und Hoffman in der zweiten Hälfte des Films Al-Salim eine Falle stellen, indem sie die Existenz eines fiktiven Terror-Konkurrenten erfinden.

21.05.2024

3

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Kommentare

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8martin

vor 8 Monaten

Über 90 Minuten werden wir mit dem relativen spannungsarmen Vergleich gefüttert zwischen einem coolen Schreibtischtäter (Russell Crowe), der fern ab von jeglicher Gefahr Agenten dirigiert und einem solchen (Leonardo DiCaprio), der vor Ort seinen Hals riskiert. Trotz heftiger Gefechtsszenen, einem exotischen Ambiente und den beiden überzeugenden Hauptakteuren will der Funke nicht so recht überspringen. Wenn nicht in der letzten halben Stunde noch eine Schippe draufgelegt würde, könnte man das Ganze vergessen. Deshalb wurde auch noch eine etwas distanzierte Liebesgeschichte eingeschoben und so erhält Leos Plan zusätzlichen Schub, obwohl er dann doch nicht von Erfolg gekrönt ist. Ironischerweise mögen die arabischen Kids lieber Hamburger und Spaghetti und ein hochrangiger Folterknecht meint so ganz nebenbei zu Leo "Die Kavallerie wird nicht kommen!" (Wir kennen das aus vielen Western!) Und dann kommt sie doch. Überraschung? Mittelprächtige Unterhaltung, die einen nicht vom Hocker haut, weil alles einfach viel zu glatt geht. Und der Originaltitel "Lügengebäude" trifft den Kern der Sache besser als der deutsche, der sich in die endlose Titelreihe einordnet mit "Der Mann, der..."Mehr anzeigen


fcamichel

vor 12 Jahren

Dieser Film liefert gute Ansätze um zu verstehen, wieso die Terror-Bekämpfung so schwer ist. Er scheitert aber an der Komplexität des Themas und banalisiert es zu sehr. Dadurch wirken einzelne Handlungen völlig absurd. Trotzdem ein sehenswerter Agentenfilm.


Gelöschter Nutzer

vor 12 Jahren

100% Unterhaltung, in jede Richtung. Ass, Herz, Schmerz, Verstand


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