Burn After Reading - Wer verbrennt sich hier die Finger? Frankreich, Grossbritannien, USA 2008 – 95min.
Filmkritik
Dummheit ist lernbar
In «Burn After Reading», dem, nach «O Brother, Where Art Thou?» und «Intolerable Cruelty», dritten Teil ihrer so genannten «Idioten-Trilogie», schicken die Coen-Brüder George Clooney ein weiteres Mal als tragisch-komischen Deppen in die Manege. Diesmal wird er als sexgeiler Beamter des US-Schatzamtes in eine Agentenintrige verwickelt, in der er als Idiot nicht lange alleine bleibt.
Als würde der Teufel von einem Action-Film losbrechen, rast die Kamera gleich zu Beginn von «Burn After Reading» aus dem Weltall aufs CIA-Hauptquartier zu. Hier quittiert der frustrierte Agent Osborne Cox (John Malkovich) seinen Dienst gerade rechtzeitig, bevor ihn seine Vorgesetzten wegen Trunksucht und Inkompetenz vor die Türe stellen können. Zu Hause verspricht Cox seiner schmallippigen Ehefrau Katie (Tilda Swinton), dass er, um sich an der CIA zu rächen, nun seine Memoiren schreibe. «Wer sollte das lesen wollen?», fragt die Frau abschätzig. Weiter will sich Katie mit den Rachegelüsten ihres Mannes nicht umtun, denn sie selbst ist voll ausgelastet mit der geheimen Planung ihrer Scheidung, die ihr, einmal vollzogen, den Weg zu Harry Pfarrer (George Clooney) öffnen soll.
Pfarrer, ein Beamter des US-Schatzamtes, ist zwar glücklich verheiratet, kann aber gleichwohl nicht davon lassen, seine überbordenden Sexfantasien mit immer neuen Dates auszuleben. Dazu gehören eben Katie und später auch Linda Litzke (Frances McDormand), eine unzufriedene Gym-Fit-Angestellte auf der verzweifelten Suche nach Geld für teure Schönheitsoperationen. In der Umkleidekabine des Fitnesstempels fällt ihrem Kollegen, dem unterbelichteten Fitnesstrainer Chad Feldheimer (Brad Pitt) zufällig eine offenbar von Katie angefertigte Disc in die Hände, auf der Osbornes wenig aufregende CIA-Geheimnisse gespeichert sind. Der Tölpel denkt: Das ist sie nun, jene eine Chance, die sich im Leben bietet, sich über Gebühren aufplustern zu können. Er überredet Linda, mit ins Boot zu steigen - schliesslich braucht sie Geld -, und gemeinsam macht sich das Trottel-Duo auf, Osborne zu erpressen.
Man kann die Verwicklungen in «Burn After Reading» durchaus als Allegorie auf vergleichbare Dummheit in der US-Führungsriege lesen, versuchen sich doch hier wie dort Dilettanten in der Kunst der Intrige. Ihre totale Inkompetenz verschleiern sie dabei unentwegt laut mit der Kunde, zu jeder Zeit Herr der Lage zu sein. Ihr Motto: Jedes Problem ist eine Herausforderung und kann gelöst werden. Das Resultat solcher Überschätzung ist in der Realität ein zusammenbrechender Finanzmarkt sowie das Chaos in Irak und Afghanistan. In «Burn After Reading» sind die Katastrophen ein paar Nummern kleiner, sie nehmen sich aber bei näherem Hinsehen für das Personal nicht minder gravierend aus. Dass ausgerechnet die Hollywood-Lichtgestalten George Clooney, Brad Pitt, Frances McDormand, John Malkovich und Tilda Swinton diesen triebgesteuerten Deppen ihr Gesicht leihen, macht die Sache ziemlich lustig, und das wiederum bestätigt den Ruf der Coen-Brüder, boshafte Humanisten zu sein, die uns auf mal tragische ("No Country For Old Men"), dann wieder komische Weise ("The Big Lebowski") unsere Unzulänglichkeiten vor Augen führen.
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Kommentare
Herrliche Satire der Coen-Brüder, welche die CIA gewaltig auf den Arm nimmt. "Burn After Reading" zeigt auf witzige Art und Weise, wie eine scheinbar harmlose Situation durch dumme Zufälle und Verstrickungen plötzlich völlig ausarten kann. Eine sehr gelungene Komödie mit George Clooney und Brad Pitt in den Hauptrollen.
8/10… Mehr anzeigen
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