Cliente Frankreich 2008 – 105min.
Filmkritik
Ein Gigolo zwischen Gefühl und Geld
Der Fall des skrupellosen Gigolos Helg Sgarbi ist kaum aus den Schlagzeilen verschwunden, da präsentiert Josiane Balasko in ihrer dramolierenden Komödie schon ein gutartiges Exemplar dieser Gattung. Schwierigkeiten gibt's dennoch - allerdings von unerwarteter Seite.
Hätte die reichste Frau Deutschlands, Susanne Klatten, bloß diesen Film gesehen! Statt teuer zu sparen, hätte sie dann ihren Liebesdurst von einem professionellen Spermiensprinkler löschen lassen. Bekanntlich warf sie sich in die Arme eines schmierigen Charmeurs, der zunächst gar kein Geld wollte, dann aber plötzlich sehr viel und der sie auch noch mit unbestellten Fotos überraschte.
Judith (Nathalie Baye) ist zwar nicht die reichste Frau Frankreichs, aber ebenfalls eine erfolgreiche, kinderlose Geschäftsfrau. Vor Jahren ist ihr mal der Ehemann abhanden gekommen, und so nimmt sie hin und wieder die Dienste von Marco (Eric Caravaca) in Anspruch. Der streicht den lieben langen Tag die Wände von renovierungsbedürftigen Wohnungen, wodurch sich vielfältige Kontakte ergeben - unter anderem zu Frauen mit renovierungsbedürftigen Beziehungen und ebensolchen Körpern. Das könnte gut und gern so weiter gehen, aber eines Tages bildet sich so etwas wie Gefühl zwischen Judith und Marco. Beiden ist das peinlich, ihm als Profi ganz besonders, aber auch ihr als kühl rechnender Geschäftsfrau, die sich eingeredet hat, diese Art der Selbstbefriedigung ohne belastende Verpflichtungen sei für sie optimal. Heikel wird es, als auch noch Marcos Privatleben zu Komplikationen führt.
Das ist alles ganz schön erdacht und auch gut besetzt inszeniert, der normal ausgerüstete Mann fragt sich aber bald, wie das funktioniert: Untertags mehrere Frauen besteigen und am Abend die Lustnummer mit der Ehefrau "vollgas" durchziehen? Mal abgesehen vom Spritverbrauch: Kann ein Mann einen Orgasmus vortäuschen, hat einer soviel Lust und Lendenkraft? Und warum nur ist dieser Film peinlich genau familientauglich? Mehr Fantasie bei den Stellungen und Orten hätte dem Film gut getan. So müssen wir uns mit den üblichen öden Hotelzimmern und Autos sowie schamhaft abgedeckten Körpern begnügen. Dabei hätte hier doch die Chance im Bett gelegen, einen richtig schlaffen Busen ins Zentrum einer Einstellung zu rücken und so wenigstens den unangenehmen Teil des Jobs zu thematisieren.
Dein Film-Rating
Kommentare
empfehlenswert, wer die 08/15-US-Komödien langsam satt hat.
Und Nathalie Baye ist eine Wucht!
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