Get Smart USA 2008 – 110min.

Filmkritik

Brave Liebesgrüße aus Moskau

David Siems
Filmkritik: David Siems

Steve Carell gehört zu den talentiertesten Comedians der Branche. Schade, dass er so häufig in harmlosen Blockbuster-Comedies mitwirkt, die ihn unterfordern. In "Get Smart" spielt er an der Seite von Anne Hathaway einen tapsigen, aber cleveren Superagenten, der zu seinem ersten Auftrag nach Russland aufbricht.

1967 freute sich das Fernsehpublikum im Vorabendprogramm der ARD über "Supermax, der Meisterspion". In der Agentenparodie von Mel Brooks und Buck Henry gab es damals einen ähnlichen geschlechterrollenspezifischen Slapstick zu bewundern wie zeitgleich in der TV-Serie "Bezaubernde Jeannie", die ebenfalls ihren Weg in deutschsprachige Wohnzimmer fand. Jene frühen Sitcom-Vorläufer, in simplen Studiokulissen vor Live-Zuschauern gedreht, waren als Unterhaltungsformat für ein gutbürgerliches, wohlhabendes Fernsehpublikum gedacht, das zur Entspannung während einer Episode über ein paar Dutzend gut gemeinter und politisch korrekter, aber harmloser Gags lachen sollte. Genauso verhält es sich nun auch mit "Get Smart", der merkwürdig oberflächlichen und braven Kinoversion der Agentenserie.

Steve Carell ist Maxwell Smart, einer der besten Analytiker der US-Spionage-Agentur Control. Als die Identität aller Agenten auffliegt, schlägt seine große Stunde: Gemeinsam mit der komplett gesichtsumoperierten "99" (Anne Hathaway) fliegt er nach Russland, um ein verruchtes Verbrechersyndikat zu stoppen, das weltweit Waffen an Terroristen vertreibt, die nicht so gut auf die amerikanische Regierung zu sprechen sind. Natürlich klappt alles nicht so, wie es eigentlich soll, und für wenige Momente darf man sich herzhaft über das komödiantische Talent von Steve Carell freuen, der mit minimaler Mimik große Gesten des Humors schafft.

Doch über weite Strecken fehlt es dem Film an originärem Witz, Timing, Spontaneität und einer Idee, die nach Besonderheit strebt. Stattdessen gibt sich Regisseur Peter Segal mit familienfreundlicher und biederer Konsens-Comedy zufrieden, die wie eine kleinkinderkombatible Resteverwertung der nicht verwendeten Szenen aus "Nackte Kanone 33 1/3" wirkt. Überhaupt zeugt der gesamte Film von seltsam miefiger Nostalgie und Nachmacherei, wenn absurde Verfolgungsjagden die Action-Ästhetik der Achtziger beschwören und "Borat"-Sidekick Ken Davitian wieder für Analhumor herhalten muss, die Wirkung aber eher harmlos-brav als anrüchig bleibt.

Eine stilistische Orientierung an der TV-Serie aus den Sechzigern hätte wohl mehr nostalgischen Charme versprüht - wie gut, dass man die Originalfolgen noch bei YouTube findet. Statt den Geist in die Gegenwart zu transportieren, versucht sich der Film an einer eigenständigen und modernen Interpretation des Themas. Nicht nur daran scheitert er: Gut gemeinte Parodien auf die "James-Bond"-Reihe (extravagante Autos, raffinierte technische Gadgets), kann man nur erahnen, zu oberflächlich und harmlos bleiben die Versuche bewusst überzeichnete Klischee-Figuren des Kalten Krieges ironisch zu brechen.

21.05.2024

2

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Kommentare

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steffi22

vor 16 Jahren

ich fand den film gut. witziger schauspieler.


gaylove79

vor 16 Jahren

Ein Film der auch in englisch einfach gut ist ein Film zum lachen


michiwuethrich

vor 16 Jahren

.... der Film ist nicht schlecht, ich bin jedoch ein absoluter Fan der Serie aus den 60er Jahren - die fand ich absolut Hammermässig


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