La fabrique des sentiments Frankreich 2008 – 102min.

Filmkritik

Die Ökonomie der Liebe

Pascal Jurt
Filmkritik: Pascal Jurt

Jean-Marc Moutout versucht sich mit seinem zweiten Film wieder einmal an einer wohltemperierten Analyse des Kapitalismus. Sein Erstling "Violence des échanges en milieu tempéré" handelte von einem jungen Karrieristen in einer Beraterfirma. Philippe wird in der Firma befördert, soll die Mitarbeiterenden überwachen und zur Strafe entlassen. Nun versucht sich Moutout an der libidinösen Ökonomie.

Die 36-jährige Eloise (Elsa Zylberstein) ist eine erfolgreiche Anwältin in Sachen Immobilienrecht. Jedoch ist die aparte und erfolgreiche Pariserin unzufrieden mit ihrem Single-Dasein. Deshalb wird sie Mitglied in einer Partnervermittlungsagentur.

Um ihre Sehnsucht nach Liebe genauso erfolgreich zu meistern wie ihr Leben quält sie sich durch ein Speed Dating. Wie bei der Lohnarbeit geht es hier vor allem darum, schnell, flexibel und effizient zu sein. Sieben Frauen treffen auf sieben Männer und in sieben Minuten muss man sein Gegenüber von seinen Qualitäten überzeugt haben. Dann ertönt ein Gong. Doch zuerst will das mit den romantischen Verkaufsgesprächen nicht so richtig funktionieren. Unter Druck und Intensität klappt das mit dem Flirt und dem Charme doch nicht so wie gewollt. Zudem macht sich Eloïse auch noch Sorgen um ihre Gesundheit.

So hat Eloïse langsam das Gefühl, dass sie vom Pech verfolgt sei. Sie fängt an über ihr Leben nachzudenken und stellt es in Frage. In ihren Träumen versucht sie sich von der Angst, von der Sehnsucht nach Liebe, von der repräsentativen Objektwahl zu lösen. Langsam lernt sie mit dem Mangel und den inneren Widersprüchen zu leben.

Die französisch-belgische Koproduktion langweilt in ihrer Harm- und Belanglosigkeit. Konnte Jean-Marc Moutout mit seinem Erstling mit dem bisschen Gesellschaftskritik an der sozialen Ungleichheit im Inneren der Beraterfirma noch halbwegs überzeugen, bleibt man hier eher ratlos zurück. Die Einsamkeit, die in stylishen graublauen Bildern festgehalten wird, die ständigen Nahaufnahmen der verschlossenen Eloïse, die sterilen Nicht-Orte wollen zu viel. Die Müdigkeit des Selbst einzufangen ist halt ein schwieriges Unternehmen. Und die Liebe an sich sowieso. Denn die wird oft überbewertet. Sagen andere.

17.02.2024

3

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