Wir sind alle erwachsen Frankreich, Schweden 2008 – 84min.

Filmkritik

Erwachsen werden in Schweden

Sonja Eismann
Filmkritik: Sonja Eismann

Erwachsen werden ist schwer, und erwachsen sein erst recht: Unter diesem Motto schickt die Regisseurin Anna Novion in ihrem ersten Spielfilm eine brave Tochter mit ihrem kauzigen Vater auf eine Reise an die schwedische Küste.

Jeanne ist 17, schüchtern und unter der Fuchtel ihres überspannten Vaters Albert. Jedes Jahr lädt der bildungsbeflissene Bibliothekar sie zum Geburtstag auf eine Reise in ein europäisches Land ein. Diesen Sommer ist Schweden dran, wo der verknöcherte Alleinerzieher einen Wikingerschatz zu finden hofft, Jeanne aber etwas ganz anderes sucht: erste romantische Annäherungen. Als sich herausstellt, dass das gemietete Ferienhäuschen am Meer durch einen Fehler der schwedischen Vermieterin doppelt belegt ist, müssen sich Vater und Tochter auf eine Kohabitation mit den quirligen Freundinnen in Alberts Alter Anika und Christine einstellen, die der Tochter weitaus weniger missfällt als dem ordnungsversessenen Vater.

Die junge französisch-schwedische Regisseurin Anna Novion, die nach drei Kurzfilmen mit "Les grandes personnes" ihren ersten Spielfilm vorlegt, versucht sich hier an einer Coming-of-Age-Story, die auch die Reise der "grandes personnes" miteinbezieht: Nicht nur die kindliche Jeanne will erwachsen werden, sondern auch die drei Erwachsenen müssen ihre Psycho- und Partnerschaftsproblemchen aussortieren. So gibt sich die lebenslustige, mondäne Theaterausstatterin Christine gegenüber ihrem ständig absenten Partner unabhängiger, als sie es vielleicht gerne wäre. Die verschusselte Vermieterin Anika trauert noch einer alten Liebe hinterher, die sie zufällig wiedertrifft; und Albert gesteht sich seit der mittlerweile Jahre zurückliegenden Trennung von Jeannes Mutter nicht zu, noch einmal so etwas wie Romantik zu empfinden. Nach und nach, eingebettet in durchwegs unspektakuläre Ferienaktivitäten, blättern die Schutzhüllen von den Figuren ab.

Dabei braucht der Film lange, bis er ein wenig in Schwung kommt, wozu das Schablonenhafte der Figuren nicht unbedingt beiträgt. Die Bilder, die Novion für ihren Erstling wählt, sind zwar hübsch, aber letztlich wie auch alle Charaktere zu artig und zu konventionell. Häufig kippt die Darstellung ins Klischeehafte, wenn etwa die Kauzigkeit des Vaters damit illustriert werden soll, dass er als Schatzsucher seinen Metalldetektor überallhin mitschleppt, oder die naive Jeanne sich ausgerechnet in den jungen Rockerrebell und Bandleader verguckt, der dann am Lagerfeuer mit einer anderen schmust. Auch, dass alle Schwedinnen und Schweden hier generell strohblond sind - Bleichmittel sei dank - wäre als superauthentisches Lokalkolorit nicht unbedingt nötig gewesen. Trotzdem hat "Les grandes personnes" mit der Fokussierung auf eine Vater-Tochter-Beziehung auch rührende Momente, die die Möglichkeit von Selbstbehauptung und genuiner Zuneigung aufblitzen lassen.

18.05.2021

3

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

Gelöschter Nutzer

vor 14 Jahren

Netter Urlaubsspaß ohne Tiefgang. Ja alle Personen sind wohl mehr oder weniger erwachsen, egal ob jung oder alt. Und es geht nur um das eine. Manche zaghaften Versuche enden ohne Erfolg, andere finden eine kurze Erfüllung. Und von alledem bleiben die Akteure ebenso unbeeindruckt wie die Zuschauer. Zwischen all den schönen Frauen bewegt sich Vater Albert (J. P. Darroussin) als kauziger Schrulli. Er soll wohl die einzige, komische Figur sein - quasi als männlicher, eigentlich unattraktiver Gegenpol. Aber auch er bringt kaum Lacher, eher kann er von Mitleid oder Achselzucken begleitet werden. Vielleicht könnte der Titel ja ironisch gemeint sein. Aber auch das stimmt eigentlich nicht. Außerdem ist der Film schwer einzuordnen: er ist weder tragisch noch wirklich komisch Und Lust auf Urlaub in Schweden macht der Film auch nicht, dann doch lieber Sommer vorm Balkon.Mehr anzeigen


volley22

vor 15 Jahren

Dies ist ein furchtbar langweiliger Film. Er hat schlicht und einfach keine gute Handlung, keine guten Dialoge, keine Filmmusik, eine schlechte Bildauflösung und überhaupt keine speziellen Bilderaufnahmen. Das Ende ist viel zu abrupt. Nach dem Film schaut man sich an und fragt sich "was hat uns der Film nun sagen wollen? ". Nichts.Mehr anzeigen


Mehr Filmkritiken

Gladiator II

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Venom: The Last Dance

Typisch Emil