Märzmelodie Deutschland 2008 – 89min.
Filmkritik
Deutsches Singspiel
"Märzmelodie" ist weder eine echte Beziehungskomödie noch ein wirkliches Drama und schon gar kein Musical im klassischen Sinne. Regisseur Martin Walz nennt seinen Film eine «melodische Liebeskomödie». Das passt.
Das Genre des Musicals boomt derzeit wie selten und treibt dabei die interessantesten Blüten. Neben klassischem Broadway-Pomp à la "Dreamgirls" und "Hairspray" wagt man sich an Beatles-Spielereien ("Across the Universe"), Folk-Kleinode ("Once") oder düstere Mörder-Märchen ("Sweeney Todd"). So lebendig präsentiert sich das Singspiel dieser Tage, dass man nicht einmal mehr in Deutschland darum herumkommt. Und dass, wo doch Musik im Kino bei uns spätestens seit dem Ende der Ära von Marika Rökk und Peter Alexander keinerlei Tradition mehr hat. Martin Walz' "Märzmelodie" ist tatsächlich ein erster Schritt in eine neue Richtung, auch wenn der Film nicht im eigentlichen Sinne ein Musical ist. Der Regisseur bezeichnet seine Geschichte viel mehr als "melodische Liebeskomödie", was die Sache ganz gut trifft.
Im Mittelpunkt stehen die verschüchterte Grundschullehrerin Anna (Alexandra Neldel) und der relativ verzweifelte Schauspieler Thilo (Jan Henrik Stahlberg), der nicht einmal seine Rolle als Weinverkäufer im Callcenter erfolgreich spielt. Die gemeinsamen Freunde Valerie (Inga Busch) und Moritz (Gode Benedix), die selbst mit der Rollenverteilung in ihrer Beziehung zu kämpfen haben, wollen die beiden miteinander verkuppeln - und sind damit zumindest anfangs erfolgreich.
Lange lassen die Probleme allerdings nicht auf sich warten, was weniger an Thilos Ex-Freundin Katja (Jana Pallaske) oder deren neuer Beziehung zu seinem Kumpel Florian (Gedeon Burkhard) liegt, als beispielsweise an Thilos gelegentlichen Aussetzern, bei denen das Gedächtnis ihm einen Streich spielt. So bieten sich bei all den emotionalen Irrungen und Wirrungen für die Protagonisten genug Gelegenheiten, immer wieder einen Song anzustimmen, wenn einfache Worte nicht mehr ausreichen.
Diese Lieder kommen in "Märzmelodie" vom Band, die Schauspieler bewegen dazu nur die Lippen. Zunächst ist man von diesem Regieeinfall ein wenig irritiert, bald aber entwickelt er jedoch einen eigenen, leicht absurden Charme. Richtig schlüssig ist jedoch die wahllos erscheinende Auswahl der Stücke nicht, die von Zarah Leander und Gitte Haenning über Rio Reiser und Nena bis hin zu Annett Louisan und Element of Crime reicht.
Zwischen pessimistischer Tragik und luftiger Heiterkeit schwankt der Tonfall des Films und ist dabei weder eine echte Beziehungskomödie, noch ein wirkliches Drama - und schon gar kein Musical im klassischen Sinne. Doch bei aller Unausgegorenheit und allen Schwächen muss man Walz und seiner "Märzmelodie" trotzdem irgendwie dankbar sein. Denn immerhin ist jemand überhaupt das Wagnis eingegangen, seine Geschichte auch mal mit anderen, also musikalischen Mitteln zu erzählen.
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