No More Smoke Signals Schweiz 2008 – 90min.
Filmkritik
Rauchsignale des Widerstands
Eine Radiostation der Lakota-Indianer wird zum Symbol eines anhaltenden Kampfs um Recht und Gerechtigkeit. Die in Basel geborene Filmerin Fanny Bräuning hat das Leben im Reservat der Lakota-Sioux in South Dakota unter die Lupe beziehungsweise Kamera genommen. Die markanten Rauchsignale wurden zu Recht mehrfach mit Preisen belohnt.
South Dakota. Ein öder staubiger Landstrich. Verbeulte Ami-Schlitten. Verstreute Bretterbuden und auf einem Hügel ein Gebäude wie ein Fels in der Brandung, die Station von Kili Radio. Kein Hightech-Betrieb, die Station im Pine-Ridge-Reservat erinnert eher an die Zeiten des Dampfradios. Und so ist es auch. Zwar werden keine Rauchsignale gesendet, aber Botschaften, Meldungen, Gratulationen, Gespräche und Musik. Leute, die dem Suff ergeben oder den Halt verloren hatten, haben hier neuen Lebensinhalt gefunden.Armut, Arbeitslosigkeit, Alkohol und Hoffnungslosigkeit herrschen vielerorts im Reservat der Lakota-Sioux. Das eigene Radio hat ihnen eine Stimme gegeben, ist zum Signal der Selbstbesinnung geworden. Es stärkt die Hoffnung, das Selbstwertgefühl und die Solidarität im unendlichen Kampf um indianische Rechte. "Früher waren wir Krieger, das stelle ich mir gerne vor: Ich als Krieger auf einem Pferd. Heute ist alles anders - und ich bin ein DJ auf einem Hügel", erzählt der Radiomoderator Derrick Janis. Übrigens Kili Radio (Kili heisst cool, grossartig) wurde 1983 gegründet und erreicht rund 30 000 Lakota-Indianer in drei Reservaten und in der Umgebung von Rapid City.
"Die Weissen haben uns viel versprochen, aber gehalten haben sie nur ein Versprechen: Sie schworen, unser Land zu nehmen, und sie haben es genommen", soll der Oglala-Lakota-Häuptling Red Cloud vor mehr als 140 Jahren gesagt haben. Wenig hat sich seither geändert. Der Rote Mann ist ein entrechteter Mann, der auf Almosen der US-Regierung angewiesen ist, entwurzelt und enteignet. Auch davon handelt der Dokumentarfilm "No More Smoke Signals". Das Filmvorhaben der Schweizerin Fanny Bräuning und ihres Produzenten Kaspar Kasics wurde freilich von weissen Amerikanern und Behörden mit Argwohn beobachtet und teilweise auch sabotiert.
Geschickt verbindet der engagierte Film Vergangenheit und Gegenwart, erinnert an historische Ereignisse wie an das Massaker von Wounded Knee 1890, an die Aktionen des American Indian Movement (AIM), an Prozesse und Unterdrückungen. Fanny Bräunings Filmarbeit, kommentarlos, aber klar positioniert, ist Realreportage wie Kult-Plädoyer. "No More Smoke Signals" verknüpft Alltagsbilder mit Statements von Protagonisten, Anwälten oder dem Sänger John Trudell. Er zeichnete Impressionen von Landschaften zwischen Black Hills und der Prärie oder vom Ritualritt, dem Big Foot Memorial Ride, auf, der an Wounded Knee 1890 und 1973 (Besetzung durch Aktivisten) erinnern soll. Die Indianer finden zu eigenen Wurzeln zurück, haben ihren Kampf um Heimat und Eigenständigkeit nicht aufgegeben. Der Film legt auch davon grossartig Zeugnis ab. Die Auszeichnungen sind moralischer Lohn: Zürcher Filmpreis 2008, Prix de Soleur (Solothurn) 2009 und Schweizer Filmpreis 2009.
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Kommentare
Dieser Film spricht eine deutliche und schonungslose Sprache - ob ihn wohl schon jemand dem neuen Präsidenten der USA empfohlen hat - da könnte er sich im Nachhinein um den Friedensnobelpreis verdient machen. Und dann vielleicht einen Weg finden, wie es die australische Regierung den Aborigines gegenüber inzwischen auch geschafft hat - das würde zwar nicht alles ungeschehen machen, jedoch ein Zeichen setzen.
Der Film berührt auch mich "alten Hasen" noch sehr. Danke an die Filmemacher!… Mehr anzeigen
Super Film für Leute die sich für die Lakota Nation interessieren. Ermöglicht kleiner Einblick wie das Leben so ist im Reservat und mit was für Problemen sich die Lakotas Tag für Tag umschlagen müssen. Infos gibts auch hier www. keya. ch
Aufwühlender, berührender und nachdenklich stimmender Film mit wunderschönen Bildern. Ob gestern oder heute - die Situation der Indianer Nordamerikas hat sich nicht wesentlich verbessert. Dieser Film führt einem dies wieder vor Augen. Höchste Zeit wenn sich daran bald etwas ändert.
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