Nordwand Österreich, Deutschland, Schweiz 2008 – 127min.
Filmkritik
Bergdrama mit Liebesgeschichte
1936 erklären die Nationalsozialisten die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand zur nationalen Angelegenheit. Zwei Seilschaften steigen in die Wand, doch bald schlägt das Wetter um und es entwickelt sich ein packendes Drama, während am Bergfuss eine junge Frau um ihre grosse Liebe bangt.
Eine Olympische Goldmedaille sollten die deutschen Bergsteiger erhalten, die für die Nazis als erste die Eiger-Nordwand bezwingen und damit "das letzte Problem der Alpen lösen". So steigen wenig später kurz hintereinander die rein am Klettern interessierten, unpolitischen Bayern Toni Kurz (Benno Führmann) und Andi Hinterstoisser (Florian Lukas), die mit "Servus" statt mit "Heil Hitler!" grüssen, und eine nationalsozialistisch gesinnte österreichische Seilschaft in die Wand ein. Gebannt verfolgt vom Hotel auf der Kleinen Scheidegg aus die vornehme Gesellschaft, darunter ein Berliner Sensationsjournalist (Ulrich Tukur), der von der Freundin (Johanna Wokalek) des Kletterasses Kurz begleitet wird, das Geschehen in der Wand. Als das Wetter umschlägt, müssen die beiden Seilschaften, die sich inzwischen zusammengeschlossen haben, umdrehen, doch der Abstieg bei Sturm, Eiseskälte, Steinschlag und Lawinen gestaltet sich äusserst schwierig.
Holprig und schwerfällig ist der Beginn mit Szenen in der Berchtesgadener Heimat von Kurz/Hinterstoisser und einer Berliner Redaktion, durch die die Handlung in den historischen Kontext eingebettet werden soll. Und auch die Kritik an den Medien ist plakativ und oberflächlich. Doch sobald die Seilschaften in die Wand einsteigen, nimmt "Nordwand" mächtig Fahrt auf. In der quasidokumentarischen Inszenierung der Kletterszenen, die sichtlich von Kevin MacDonalds "Touching the Void" beeinflusst ist, meint man die Kälte und den Sturm, die Anstrengung und die Strapazen fast physisch zu spüren. Hautnah ist die Kamera dran, versetzt den Zuschauer mitten ins Geschehen, ein dynamischer Schnitt sorgt für Dramatik, perfekte Kulisse und Sounddesign erzeugen eine dichte Atmosphäre und geschickt werden entscheidende Momente wie das Abziehen des Seiles akzentuiert.
Kein Action-Spektakel à la "Vertical Limit" legt der Opern- und Videoclipregisseur Philipp Stölzl mit seinem zweiten Spielfilm vor, sondern ein klassisches Bergdrama im Stile von Arnold Fancks "Die weisse Hölle vom Piz Palü" (1928). So historisch genau freilich "Nordwand" in den Kletterszenen ist, so fiktiv ist die Liebesgeschichte. Mit aufdonnernder Musik werden Emotionen geschürt - bis zum tragischen Finale, das in ein übersteigertes und hochpathetisches, gleichwohl eindrucksvolles und großes Kinobild mündet, das Erinnerungen an "Titanic" weckt.
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Kommentare
Ich stimme Brock zu, Nordwand ist wirklich ein super Film. Als Andi und Toni sich streiten, werden sie entmutigt. Ich wünsche mir, dass Toni überlebt hätte.
Nicola, Ich denke Nordwand ist ein sehr spannender Film, und er gefällt mir. Er war doch sehr traurig. Seitdem ich diesen Film gesehen habe, möchte ich mehr über die Nordwand lernen. Während der intensiven Kletterszenen habe ich mich aufgeregt. Ich wünsche mir, dass Andreas und Toni Erfolg gehabt hätten.… Mehr anzeigen
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