Tausend Ozeane Luxemburg, Schweiz 2008 – 87min.
Filmkritik
Gefangen auf der Insel
Am 4. Zürich Film Festival feierte «Tausend Ozeane» vom Berner Regisseur und Drehbuchautor Luki Frieden seine Weltpremiere. Das berührende, meist schwerelose Drama über Verantwortung, Vergebung und Loslassen erhielt viel Applaus.
Luki Frieden («November») erzählt in seinem zweiten Spielfilm von Meikel (Max Riemelt), der zusammen mit seinem besten Freund Björn (Maximilian Simonischek) spontan vor den Verantwortungen des Alltags flieht und auf die Malediven abhaut. Als die Zeit für die Rückkehr kommt, bleibt Björn auf der Insel zurück. Zurück im Alltag findet sich Meikel nun nicht mehr zurecht. Es kommt zu immer mehr Spannungen mit seinen Eltern und seinem Bruder (Joel Basman).
Meikel merkt, dass sich in der Zeit seiner Abwesenheit etwas zugetragen haben muss, worüber seine Familie nicht sprechen kann. Man rät ihm, seinen besten Freund nicht zur Rückkehr von den Malediven zu bewegen. Meikel wird neugierig und setzt alles daran, hinter das dunkle Geheimnis zu kommen, das Björns Aufenthalt auf den Malediven zu Grunde liegt. Je näher er diesem Geheimnis kommt, umso bewusster wird ihm, dass er nicht Björn, sondern vielmehr sich selbst retten muss.
Das Geheimnis hinter dem seltsamen Schwebezustand von Meikel wird zur Halbzeit gelüftet. Danach werden die Ereignisse noch einmal unter den geänderten Vorzeichen betrachtet, vertieft und zur Auflösung gebracht. Die verschachtelte Struktur führt zwischendurch auch in die Kindheit von Meikel zurück und bringt ständig neue Facetten seiner Beziehungen ans Tageslicht. Wie in Tagträumen wandelt der junge Mann durch sein Leben und versucht in vertrauten Situationen Halt zu finden.
Frieden meistert den Balanceakt zwischen Konkretheit und Zerbrechlichkeit meist mit Bravour. Einige Aspekte wirken dann allerdings doch ein wenig zu bemüht. Da ist etwa der aufgesetzt wirkende Bezug zu Prinzessin Diana, der die emotionale Bindung zu Meikel immer wieder behindert. Oder die teilweise nervöse Kameraarbeit, die durch Zooms in die Wahrnehmung von Meikel einführen soll. Dieses Stilmittel wird jedoch erstmals bei der Einführung von Björn eingesetzt. Abgesehen von solch kleinen Makeln ist Frieden allerdings ein stimmungsvolles Drama gelungen, das sein Publikum in seinen Bann ziehen kann.
Dein Film-Rating
Kommentare
wohl einer der besten schweizer filme unserer zeit. wie er mit dem thema schein und wirklichkeit umgeht ist überwältigend. ein film der zutiefst berührt und lange in errinnerung bleibt.
Brauchte einige Zeit um den Film auf mich wirken zu lassen. Ich fand den Film sehr tiefgründig, welcher diverse Fassaden zu haben scheint. Speziell gut gefallen hat mir, das häufig auf kleine Dinge grossen Wert gelegt wurde... Ich kann den Film jedem empfehlen... atemberaubende Bilder, schöne Musik, berührende Story… Mehr anzeigen
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung