Filmkritik
Wenn der Mensch zum Tier wird
Wer ist hier die Bestie: der Mensch oder das Tier, das von Menschen auf andere Tiere losgelassen wird? Der Dokumentarfilm von Yves Scagliola beschreibt, wie Menschen Spass am Zerstören, Zerfleischen und am Kampf auf Leben oder Tod finden.
Eine Arena in Bali. Kein Fussball oder Baseball. Hier geht es auch nicht um Ring- oder Stierkämpfe. Gockel werden losgelassen. Sie hacken aufeinander ein, bis einer am Ende seiner Federkräfte ist - im Suppentopf oder auf dem Grill landet. Im eher armseligen Viertel San Matteo von Mexico City trainiert Lalo seinen Pitbull Negro. Laufen - mit und ohne Gewicht (Pneureifen) - wie bei zweibeinigen Sportlern. Negro wird für einen Kampf fit gemacht. Dabei kommen einem bange Fragen in den Sinn wie: Was macht der Kampfhund ohne Lalo, der ihn von der Gosse aufgelesen hat, oder ohne Kette?
Eher putzig, amüsant wird's beim Herrn der Grillen, Dong in Beijing. Liebevoll akribisch hegt er seine Top-Grillen, die dann an der Meisterschaft erfolgreich zupacken sollen - mit ihren Zangen. Geradezu absurd wird es beim Amerikaner Stephen. Der organisiert "Robotwars", das sind Fights mit ferngesteuerten Robotvehikeln. Diese mechanischen Monster auf Rädern attackieren sich auf alle mögliche Art, bis das gegnerische Gerät sozusagen betriebsunfähig ist. Alle, vom Mexikaner bis zum Amerikaner, sind mit Herz, aber wenig Verstand bei der Sache. Alle Lebewesen hätten den Drang, sich zu messen, meint der Chinese Dong und verleiht seinen Grill-Aktivitäten höhere Weihen.
Ist es das Tier, das ist in uns ruht und wartet, geweckt zu werden, oder ist es der Mensch, der sich an Kämpfen über Leben und Tod ergötzt? Im Dokumentarfilm "The Beast Within" des Zürchers Yves Scagliola hat man eher das Gefühl, als wäre der Mensch einmal mehr Quell allen Übels. Kein Kommentar, keine Off-Stimme - aber die Bilder sprechen eine eindeutige Sprache (Kamera: Michael Spindler) - bis hin zur Entsorgung eines Kampfhundkadavers.
Der Film, der (allzu viel) Gewicht auf die Vorbereitung und Tätigkeit der erwähnten Protagonisten legt, stellt zwar einige Fragen, die jedoch im luftleeren Raum hängen bleiben. Die Beispiele sprechen zwar für sich, werden aber nicht in Beziehung zu unserer Gesellschaft, etwa der Problematik von Kampfhunden, gesetzt. Auch der Aspekt der Tierquälerei (bei Grillen?) bleibt ausgeklammert. So bleibt der eindrückliche Film an der Oberfläche hängen und wird teilweise zum Exotikum. Er stimmt nachdenklich, erweist sich aber letztlich als Fragment.
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