The Happening Indien, USA 2008 – 90min.

Filmkritik

Viel Wind um nichts

Bruno Zweifel
Filmkritik: Bruno Zweifel

Es beginnt an einem vollkommen normalen Tag: Aus heiterem Himmel verüben hunderte Menschen in New York ohne erkennbaren Grund Selbstmord. M. Night Shyamalan zeigt, was passiert, wenn der Mensch nicht lieb ist zur Natur.

Aber schöne Bilder gelingen ihm noch immer: Wenn im Central Park die Menschen plötzlich still stehen, reglos in die Kamera schauen, die Leinwand zum Filmstill machen, dann könnte man das auch in einen Leuchtkasten hängen und direkt zur Galerie bringen. Sowieso beginnt "The Happening" vielversprechend mysteriös: Niemand weiss, warum plötzlich alles zusammenbricht und die Leute sich in Massen selbst umbringen.

Die Furcht und Verunsicherung der Hauptdarsteller - Mark Wahlberg; Zooey Deschanel, John Leguizamo - überträgt sich ganz still auch auf den Zuschauer. Dazu braucht es nicht einmal Wackelkamera und laute Szenen, wie zuletzt in "Cloverfield", M. Night Shyamalan schafft das mit ein paar verstörenden, fast schon poetischen Einstellungen.

Der Rest des Films ist Flucht vor der unsichtbaren Bedrohung: Erst im Zug, später in Autos, schliesslich zu Fuss, fort aus der Stadt in immer verlassenere Ortschaften. Dabei reden die Darsteller viel dummes Zeug, suchen unermüdlich nach Erklärungen für die Katastrophe, flüchten vor Windböen und Zooey Deschanel macht dazu vor Angst ganz grosse Augen. Das sieht sehr hübsch aus. Einmal redet Mark Wahlberg auch mit einer Plastikpflanze. Das wiederum ist ganz lustig, wenn auch ein wenig albern.

Von Alfred Hitchcock gibt es eine Anmerkung zur Geschichte des Geisterschiffs. Diese sei, so der Regisseur, nicht verfilmbar. Denn der spektakuläre Anfang - ein Schiff treibt herrenlos vor der Küste, die Besatzung auf unerklärliche Weise verschwunden - kann im Weiteren nicht übertroffen werden. Sämtliche Erklärungsversuche oder unterlassenen Erklärungen können nur in Frustration enden.

M. Night Shyamalans Filme waren immer dann gut, wenn sie sich genau umgekehrt dazu verhielten: "The Sixth Sense" (1999); "Unbreakable" (2000), ja selbst "The Village" (2004) begannen harmlos, bis sich Unstimmigkeiten und Rätsel verdichteten und am Ende ein spektakulärer Twist alles auf den Kopf stellte. Ohne den finalen Überraschungscoup bleibt der Regisseur unbefriedigend, wie in "Signs" (2002), oder schlicht dämlich, wie in "Lady in the Water" (2006).

So hanebüchern wie Shyamalans letzter ist "The Happening" zum Glück nicht geraten. Bloss wirklich spannend ist das alles auch nicht. Sobald fest steht, was hinter der Attacke steckt, wird der Film zum schön bebilderten Öko-Mahnfinger. In Erinnerung bleiben höchstens ein paar hässliche Selbstmorde und die unheimlichen Windböen. Viel Wind um nichts, leider.

17.02.2024

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

nochmal ein coole shyamalan


siminho

vor 14 Jahren

unglaublich Spannend und einfach super!


awinad

vor 16 Jahren

fast schon unglaublich schlechtes drehbuch... jeder satz muss so deutlich und betont sein, damit es auch wirklich jeder idiot versteht und/oder mitkriegt, was denn "passiert". das nimmt alle kreativität und spannung raus. schade. und man sieht wieder mal, dass schauspieler nur so gut sind, wie die drehbücher, die für sie geschrieben werden.Mehr anzeigen


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