Despereaux - Der kleine Mäuseheld Grossbritannien, USA 2008 – 93min.

Filmkritik

Nager-Liebe in den Zeiten der Cholera

Jean Lüdeke
Filmkritik: Jean Lüdeke

Mickrige Maus in einem melancholischen Märchenfilm: Despereaux heißt der hoffnungsvolle Held im computeranimierten Abenteuer um Liebe und Loyalität. Der macht das müde Mittelalter wieder richtig munter.

Die Lage ist nicht nur historisch desolat, denn das Königreich Doro darbt. Auch Tilling Despereaux ist gebeutelt, er geriet zu klein, seine Lauscher dafür zu groß. Der knuffige Nager ist anders als seinesgleichen, eher einer mit skurrilen Ambitionen. Er liebt das Lesen und mag die Musik. Wegen seiner verbotenen Liebe zu Prinzessin Erbse verbannt ihn der Mäuserat verbannt in das Kellerverlies des alten Schlosses, und dort, in Düsternis und Dunkelheit, trifft Despereaux die respektable Hochsee-Ratte Roscuro (der eigentliche intellektuelle Kopf des Films) und das Mädchen Miggery.

Eine ritterliche Maus, die sich gegen allen Imponderabilien der Natur, der Gemeinschaft und des Schicksals durchsetzt, steht als mächtige Metapher für alle, die durch ihre Andersartigkeit ausgeschlossen werden. Ob Micky Maus, Bernhard und Bianca oder Herr Figo in seiner Schoko-Fabrik - die Macht der Film-Mäuse bleibt ungebrochen. Kinder lieben, Frauen hassen und Männer töten sie. Sie wurden schon seit Urzeiten zu Unterhaltungszwecken "degeneriert" - ob auf dem Jahrmarkt, im Zirkus oder eben im Film. Diesmal ist es Despereaux, der computergenerierte Crack in einem Panoptikum von Protagonisten, die an die charismatischen Gemälde-Figuren von Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel gemahnen.

"Seabiscuit"-Regisseur Gary Ross produzierte auch als ambitionierter Autor das Projekt, das von Sam Fell und Robert Stevenhagen rasant inszeniert wird. Um den Märchen-Charakter zu verstärken, wird mit dem auktorialen Voice Over-Verfahren gearbeitet. Das macht natürlich die Rezeption für die Kleinsten kompliziert. Überhaupt schlägt diese bleierne Ballade in pastellfarbener Optik völlig aus der Animations-Art. Für Jüngste kommt das detaillierte Epos zu depressiv daher, entgegen allen sonst so genregängigen Kinder-Movies mit ihren actionbetonten bunten Bildern und obligaten Happy Ends. Den älteren Kids wird die schlaue Maus dagegen zu kindisch erscheinen.

20.04.2024

3

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Kommentare

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güx

vor 15 Jahren

Ich habe "Desperaux" am Samstag (auf deutsch) gesehen. Unter all den Kindern war ich mit meinen bald 36 Lenzen mit Abstand die Älteste. Aber who cares? - Für so einen Film ist man nie zu alt.
"Desperaux" ist nicht nur toll animiert, auch die Story ist für einen Kinderfilm sehr gut, abwechslungsreich und recht tiefgründig (evtl. schwierig zu verstehen für 6-jährige). Die Charaktere sind liebenswert und wachsen einem rasch ans Herz.

Noch eine Bemerkung zur Kritik der cineman-Redaktion: Klar sind Geschmäcker verschieden. In letzter Zeit fällt es aber auf, dass Filme teilweise auf Teufel komm raus schlecht gemacht werden. Was bitte gibt es an diesem total herzigen, unschuldigen Film auszusetzen? - Für mich ist die Antwort klar: Gar nichts. Schaut Euch "Desperaux" an, ihr werdet nicht enttäuacht sein!Mehr anzeigen


micky01

vor 15 Jahren

Einfach super gemacht! Ein Spass für kleine und grosse Kinder!


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