Transsiberian Deutschland, Spanien, Grossbritannien 2008 – 111min.

Filmkritik

Ein Quantum Frost

David Siems
Filmkritik: David Siems

Für seinen bahnbrechenden Thriller "The Machinist" bekam US-Regisseur Brad Anderson ein üppiges Quantum Lob und sein Hauptdarsteller Christian Bale im Vorfeld nichts zu essen. Diesmal hat Anderson ein wenig mehr Mitleid mit seinen Schauspielern, die während der Dreharbeiten lediglich dem sibirischen Winter trotzen mussten. Das Genre hat er allerdings nicht gewechselt.

Das amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) sitzt im transsibirischen Express von Peking nach Moskau. Draußen glänzt die verschneite Tundra Russlands, drinnen und im gleichen Zugabteil haben der zwielichtige Polizist Grinko (Ben Kingsley) und sein Assistent Kolzak (Thomas Kretschmann) Platz genommen, um die Spur von unbekannten Drogenschmugglern aufzunehmen. Gerade das Unscheinbare lockt die beiden an, und so laden sie schon bald das naive Touristenpärchen zum Verhör in den Speisewagen.

In fast dokumentarischen Nahaufnahmen zeigt Brad Anderson den weltberühmten Express mit allen seinen verschiedenen, folkloristischen Charakteristika und einer Reihe singender und feiernder Zuggäste, die eher an einen klapprigen Reisebus voller sturzbetrunkener Teenies auf dem Weg an die Costa Brava erinnern. Je länger die Fahrt dauert, desto mehr entwickelt Anderson den Zug allerdings zum unwirschen Ort voller mürrischer Wodka-Trinker und gebrandmarkter, ehemaliger Gulag-Arbeiter, die zwischen dem Tee-Dampf des rumpelnden Samowars und defekter Bordtoiletten nicht länger für die Unbeschwertheit des Reisens stehen.

Erneut düster und klaustrophobisch inszeniert der Regisseur seinen Thriller, diesmal allerdings deutlich gröber, brutaler und weniger subtil als seinen Vorgänger. Das macht "Transsiberian" zum Teil bedauerlicherweise gewöhnlich, dank der geschickten Plot-Drehungen aber noch immer ungemein sehenswert. Der feinfühlige Filmaufbau und die gemächliche Exposition erinnern bisweilen an "The Machinist", allerdings ist es in der zweiten Filmhälfte vorbei mit dem subtil-intelligenten Suspense-Kino - die Geschichte bedient sich allzu konventioneller Thriller-Methoden, wenn der amerikanische Held um sein Leben und das seiner Frau kämpft.

Ohnehin wirkt der Film in seinen schwachen Momenten wie ein Relikt aus den 1980er Jahren, als die Bösen noch russisch waren und damit dem westlichen Bedürfnis nach ausgeprägtem Schurkentum während des Kalten Krieges nachkamen. Dass diese beiden Figuren stattdessen mit einem Briten (Ben Kingsley) und einem Deutschen (Thomas Kretzschmann) besetzt wurden, trägt nicht unbedingt zum Anspruch auf Authentizität bei. Doch das ist nur eine Randerscheinung in einem wahrlich eiskalten Film.



10.12.2008

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

coole unarrogante thriller auf ein zug durch siberie - recht spannende wendungen


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