Avatar: Special Edition USA 2009 – 168min.
Filmkritik
Schöne neue Welt
Der erfolgreichste Film aller Zeiten - jetzt genau acht Minuten länger: James Camerons dreidimensionaler Bubentraum um eine edle ausserirdische Stammesgesellschaft kommt noch einmal in die Kinos.
Auch "Avatar: Special Edition" erzählt die Geschichte eines Soldaten, der in einem künstlichen Körper, einem sogenannten Avatar, das Vertrauen einer ausserirdischen Stammesgesellschaft erschleichen soll. Denn der Planet dieser Ausserirdischen ist reich an Bodenschätzen und der geldgierige Chef einer gigantischen Firma will die Einheimischen mit allen Mitteln vertreiben. Der Söldner lernt die naturverbundene Lebensweise der Ausserirdischen kennen. Als er sich in eine Alien-Frau verliebt, gerät er endgültig in Konflikt mit seinem Auftrag.
Cameron kombiniert computeranimierte Bilder mit Realfilm, wobei die Animation derart Überhand gewinnt, dass das Ganze fast als Animationsfilm durchgehen könnte. "Avatar" ist ein beeindruckendes Spektakel, das bis ins letzte Detail perfekt gestaltet ist - in Sachen 3D-Effekte und Computeranimation sucht der Film seinesgleichen. Die gross gewachsenen, blauen Ausserirdischen, die auf dem Filmplakat noch äusserst seltsam anmuten, gewinnen mit ihren katzenartigen Bewegungen viel Eleganz, und auch die realen Schauspieler fügen sich nahtlos in die üppige Flora und Fauna des computeranimierten Dschungelplaneten ein.
James Cameron ist sich der Fähigkeiten seines Special-Effect-Teams durchaus bewusst und trägt deshalb immer wieder mal etwas zu dick auf. Jede Einstellung schreit nach Anerkennung, jede Blume und jede Mücke soll zum Leistungsausweis werden. Der ganze Dschungel glänzt und blinkt in bonbonbunten Farben, und wenn in der Nacht selbst die Bäume und das Wasser zu leuchten anfangen, wünscht man sich, Cameron hätte mit einer etwas kleineren Kelle im Farbtopf gerührt. Die meisten Landschaften sind äusserst gelungen, doch ab und zu schlägt die Farbenpracht überdeutlich in Kitsch um.
Dasselbe geschieht auch mit der Story: Sie revitalisiert das Klischee des edlen Wilden, der sich gegen den zivilisierten, weissen Mann behaupten muss. Doch bei allem Ethnokitsch um die ausserirdische Gesellschaft mit ihren Indianer-Weisheiten und afrikanischen Stammesriten kann der Film seine Herkunft dann doch nicht leugnen - so bleibt es der weisse Mann, dem die Eingeborenen sich unterwefen und der sie zum Sieg führt. Aber auch wenn der Film einige Male in Banalitäten abdriftet und trotz seiner neuerdings 170 Minuten Länge: "Avatar" ist äusserst unterhaltsam.
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